Die neue RTL-Sendung
"Erwachsen auf Probe" hat weitere Gegner gefunden. Schleswig-Holsteins Jugendministerin Gitta Trauernicht (SPD) hat die Kommission für den Jugendmedienschutz eingeschaltet und angekündigt, sie werde "alle denkbaren Aktivitäten ergreifen", um den geplanten Verleih von Babies und Kleinkindern an Teenager zu unterbinden. Zudem werde ihr Ministerium Gesetzesänderungen auf den Weg bringen, um derartige Vorhaben künftig zu verhindern.
In der neuen Primetime-Dokusoap (ab 3. Juni) erhalten zum Teil straffällig gewordene Teenie-Pärchen mit Kinderwunsch einen einmonatigen (Eltern-)Crashkurs. Zu den Aufgaben zählen unter anderem die Versorgung eines Säuglings. Innerhalb des vierwöchigen Experiments bekommen die Paare zunächst ein Baby ausgeliehen und später im wöchentlichen Wechsel ein "Kleinkind", ein "Schulkind" und einen "Halbstarken" (
wunschliste.de berichtete). Der Kinderschutzbund fand bereits deutliche Worte: "Indem RTL diese Kinder existentiellen Ängsten aussetzt, nimmt der Sender die Entstehung einer Bindungsstörung bei den Kindern billigend in Kauf. Sollen wehrlose Babies hier den Preis dafür zahlen, dass RTL eine möglichst große Zuschauerzahl und damit hohe Werbeeinnahmen erzielen will?" (
wunschliste.de berichtete).
In der "Süddeutschen" warnen Ärzte und Psychologen vor den Folgen: "Ein entsetzliches Experiment", sagt Michael Scheele, Chefarzt für Geburtshilfe und Neonatologie in Hamburg. "Die Kinder werden Stress ausgesetzt, Puls und Blutdruck steigen, Alarmhormone werden ausgeschüttet." - "Ich überlege, Anzeige gegen RTL und die Eltern zu erstatten wegen Kindesmisshandlung", sagt Karl Heinz Brisch, Psychosomatiker am Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München. "Vorsätzlich werden Babys gefährdet und von ihren Eltern getrennt. Die Babys werden weinen, rufen, jammern und enormem Stress ausgesetzt sein." Es drohe eine posttraumatische Belastungsstörung. Ein RTL-Sprecher verweist auf die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, die eine "pädagogische Absicht" in der Sendung erkannt habe sowie auf die Mütter der Leihbabys, die "aus Überzeugung mitgemacht" hätten.
12.05.2009 - Michael Brandes/wunschliste.de
Quelle: westline.de/dpa, sueddeutsche.de
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