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Filme im Kino, Fernsehen & auf DVD
Re: Berlinale: Retrospektive "Weimarer Kino"
geschrieben von: Spoonman, 24.02.18 17:17
Ich war ein paar Tage in Berlin und hatte die Gelegenheit, drei Retrospektive-Filme zu sehen:

Im Auto durch zwei Welten (1927-31)
60-minütiger Dokumentarfilm über eine Weltumrundung von Clärenore Stinnes und ihrem Kameramann und späteren Ehemann Carl-Axel Söderström. Die beiden machten sich mit einer Adler-Limousine und einem Begleit-Lastwagen samt zwei Mechanikern zunächst auf den Weg in Richtung Türkei. In Moskau fiel der erste Mechaniker mit Blinddarmentzündung aus, in Sibirien quittierte auch sein Kollege den Dienst. Stinnes und Söderström saßen in Irkutsk fest und mussten warten, bis der Baikalsee zugefroren war, sodass sie ihn mit dem Auto überqueren konnten. Dann ging es weiter Richtung Japan, Südamerika, quer durch Nordamerika und schließlich von Le Havre nach Berlin.
Eine hochinteressante Geschichte, zu der es auch einiges an Material auf Youtube gibt. Der Film war als Stummfilm geplant, doch während deri zweijährigen (und zum Teil lebensgefährlichen) Weltreise war inzwischen der Tonfilm erfunden worden, und Frau Stinnes entschloss sich, ihren Film selbst zu kommentieren. Die Vertonung nahm dann noch mal anderthalb Jahre in Anspruch.

Frühlings Erwachen (1929)
Stummfilm nach dem Theaterstück von Frank Wedekind. Interessant fand ich, dass alles Sexuelle nur ganz vage angedeutet wurde - und schon das war wohl hart an der Grenze der damaligen Zensurvorschriften. Eine der Hauptrollen wird von Carl Balhaus gespielt, dem Onkel des inzwischen verstorbenen Kameramanns Michael Ballhaus. Der Regisseur Richard Oswald gilt laut Wikipedia als Begründer des Aufklärungsfilms (schon vor 1920 drehte er Filme über Geschlechtskrankheiten und über Homosexualität). Als Jude musste er 1933 emigrieren; im Exil filmte er nur noch unregelmäßig.

Das Abenteuer einer schönen Frau [Das Abenteuer der Thea Roland] (1932)
Aus heutiger Sicht eine relativ harmlose Komödie mit Lil Dagover in einer für damalige Verhältnisse sehr modernen Frauenrolle als Berliner Bildhauerin, die einen englischen Boxer als Modell für eine Statue engagieren will. Sie verbringt eine Nacht mit ihm, er reist nach London ab, sie bekommt ein Kind von ihm, das sie in ihrer schönen Bauhaus-Neubauwohnung allein mit ihrer Haushälterin großziehen will - obwohl sie wegen dieses Fehltritts von der besseren Gesellschaft geschnitten wird.
Der Film war sicher moderner als alles, was das deutsche Kino danach bis Anfang der 60er hervorgebracht hat. Er war das Regiedebüt von Hermann Kosterlitz und hatte seine Premiere kurz vor der Machtübernahme der Nazis. Seine zweite Regiearbeit konnte Kosterlitz schon nicht mehr zu Ende führen. Als Jude emigrierte er zuerst nach Österreich, dann in die USA, wo er als Henry Koster Hollywoodkarriere machte (u.a. Filme mit James Stewart und Marlon Brando).

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  Berlinale: Retrospektive "Weimarer Kino"
Spoonman 14.02.18 21:23 727 
  Re: Berlinale: Retrospektive "Weimarer Kino"
Wicket 15.02.18 14:58 220 
  Re: Berlinale: Retrospektive "Weimarer Kino"
Don (1977) 17.02.18 14:30 321 
  Re: Berlinale: Retrospektive "Weimarer Kino"
Spoonman 24.02.18 17:17 262 
  Re: Berlinale: Retrospektive "Weimarer Kino"
Wicket 26.02.18 13:45 183 
  Re: Berlinale: Retrospektive "Weimarer Kino"
Thinkerbelle 26.02.18 14:02 230 
  Re: Berlinale: Retrospektive "Weimarer Kino"
Spoonman 26.02.18 16:33 433 


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