[Ich habe hier noch keinen Thread zu Gravity entdeckt, vielleicht ist er mir aber auch durchgerutscht.]

Angestachelt durch allzu hymnische Besprechungen in diversen Feuilletons habe ich mir den Film diese Woche angesehen und bin mit dem Gefühl ins Kino gegangen, dem Braten nicht voreilig zu trauen.

Doch was soll ich sagen? Schon die Eingangsszene war zum Niederknien. Auch wenn eigentlich nichts passiert. Denn was passiert? Clooney dallert ausgelassen im Weltraum rum, Bullock zieht Schrauben fest bzw. locker, um die Instrumente zu kontrollieren und ein dritter Astronaut gibt Witziges von sich. Was daran begeistert, ist die scheinbare Schwerelosigkeit und Intimität, die für den Zuschauer aufgebaut wird. Die gefühlten ersten 10 Minuten funktionieren ohne erkennbaren Schnitt und bestehen aus einer einzigen langen Kamerafahrt, die mal hierhin und dahin führt, gar nicht hektisch sondern in langsamen und ruhigen Drehungen. Als Einstieg in ein Weltraumabenteuer ist das sehr elegant.

Wenn sich schließlich die Ereignisse überschlagen, kann man sich auf einige Portionen Gänsehaut gefasst machen. Die Bilder sind durchweg grandios, der 3D-Effekt nie aufdringlich. Viel mehr entsteht hier eine Tiefenwirkung, die beängstigend ist. Sicher sollte man nicht allzu akkurat auf einzelne Fakten pochen (etwa die Abstände zwischen den Raumstationen und die ungeheure Menge Glück, die Frau Bullock hat).

Der Film hat über weite Strecken eher etwas von einem Kammerspiel (auch wenn er im Weltraum spielt). Begrenzt auf (im Wesentlichen) zwei Schauspieler, kleine und enge Räume und eine reduzierte Geschichte.

Sicher, gegen Ende dürfen einige Kniffe bemängelt werden, die typisch sind fürs Kino. Aber die schmälern den Eindruck nicht wesentlich.

Ich hab Sandra Bullock bisher nur in einem Film gesehen ("Speed") und bin daher auch nicht mit Vorurteilen bezüglich ihrer vorhandenen oder nicht vorhandenen Schauspielkunst ins Kino gegangen. Aber es bleibt festzuhalten, dass sie mich die ganzen 90 Minuten (ja, ein eher kurzer Film) über für sich eingenommen hat.

So, insgesamt: Gravity ist ein sehr intensiver Film, der mir mehrere Mal kalte Schauer beschert hat. Die Idee der Isolation im All ist, auch dank der 3D-Umsetzung, grandios gelungen. Die Actionsszenen sind spektakulär (eine Raumstation explodiert in vollkommener Stille - das ist beeindruckend), die Kameraarbeit ist unbedingt preiswürdig. Insgesamt bekommt man das Gefühl, Schwerelosigkeit zu fürchten und wenn einige Szenen dann wieder auf der Erde spielen, fühlt sich das befreiend an.

Die Geschichte ist, wie gesagt, reduziert. Aber es geht ums Überleben. Da braucht es keine irrwitzigen Plottwists oder pseudopsychologische Motivation.

Wenn ein negativer Punkt genannt werden muss (außer dem weiter oben genannten), dann ist es sicher die Musik. In weiten Teilen des Films wird die Musik sehr sparsam eingesetzt, was das Gefühl der Einsamkeit unterstreicht. Gegen Ende wird allerdings ein wenig zu stark auf die emotionale Untermauerung geschielt, was dann doch irgendwie sackgängig ist.

Abschließende Frage: Ist er für Kinder geeignet? Eher bedingt, denn es gibt auch beunruhigende Szenen mit kaputten Schädeln und so Zeugs.

Lange Rede, kurzer Sinn:

Wie habt ihr in gesehen und empfunden?

Moderner Klassiker (wie SPON ihn nennt) oder einfach ein beliebiger Film?