Interessanter Thread.
Aufgewachsen bin ich auf'm Dorf, meistens direkt am Dorfrand, und fand's toll. Die Umgebung, Land und Wald, war ein Riesen-Abenteuerspielplatz. Zu Abend aß man auch öfter mal bei den Nachbarskindern, das war absolut normal.
Dann zog ich in eine Kleinstadt zum Studieren und hab's dort 10 Jahre ausgehalten, die letzten 5 direkt über einer gut befahrenen Kreuzung - aber die letzten 3 Jahre wollte ich nur weg, nur fehlte mir das Geld (und der Job) dafür. Daß in dem Viertel jeder jeden kennt und über jeden und alles getratscht wird, kann schon ziemlcih nerven.

Jetzt wohne ich im Vorort einer mittelgroßen Stadt (knapp 300.000 Einwohner). Hier ist es schön grün und ruhig. Meine und die drei Straßen drumherum sind komplett verkehrsberuhigt. In die Felder sind's 5 min mit dem Rad, in die Innenstadt 15 min mit der Straßenbahn, deren Haltestelle nur ein Block entfernt ist. Ein Auto hab ich nicht; für die Fälle, daß ich eins brauch, bin ich Mitglied in einem Auto-Teil-Verein. Dessen nächster Auto-Stellplatz ist 3 min mit dem Rad entfernt.

Ich wohne hier seit 4 Jahren. Man kennt die Nachbarn (die meisten leben hier seit mind. 15 bis 20 Jahren) und grüßt sich, aber diese Bekanntschaft ist längst nicht so eng, daß ich Kuchen bekäme oder mir was leihen würde. Der Nachbar 2 Häuser weiter ist zudem superneugierig (Rentner, der kriegt alles mit - da reicht es, wenn man draußen sein Rad putzt und er kommt an und will wissen, was man da macht und muß seinen Senf dazugeben) und ziemlich borniert. Grad von ihm kommen auch schon mal rassistische Sprüche. Ich geb ihm dann Kontra und gehe ihm ansonsten aus dem Weg. Funktioniert auch ganz gut.

Fazit: Ich denke, ich hab einen schönen Mittelweg gefunden. Ich komme überall gut hin, und es ist friedlich. Auf dem Dorf würde ich definitiv ein Auto brauchen, und die Wege wären weit - aber man hätte Ruhe. Und mittlerweile bin ich in einem Alter, wo mir die Ruhe schon über einiges geht. Von daher wäre der Gedanke, mitten in einer Stadt zu leben, womöglich sogar in sowas richtig Großem, mir wirklich ein Graus...

gruß, ulli