Ich schaue, was mich interessiert. Ich bin nicht wirklich in WM Stimmung. Das Deutschland-Spiel habe ich ganz gesehen und ich hatte bei dem ersten Konter der Japaner schon eine ganz üble Vorahnung, wie das ausgeht.

Die Iraner haben ein Zeichen gegen ihr Regime gesetzt, das von vielen iranischen Protestanten abgelehnt. Die Deutschen haben viel rum geeiert und wieder einmal gekniffen. Ihr Zeichen erinnerte mich eher an einen Kindergeburtstag.
Für mich ist die FIFA die größte, korrupte Diktatur.

Was Katar angeht, so ist es ein schwieriges Thema. Wenn man sich näher mit dem Land und seiner Geschichte beschäftigt, ist das Ergebnis nicht mehr Schwarz und Weiß, sondern eben Grau.
Das größte Problem ist der Niedriglohnsektor, der in Katar durch Ausländer besetzt ist. Diese Menschen haben kaum Recht, werden ausgebeutet und sehr schlecht behandelt. Die Zahl 15021, die Amnesty International nennt, bezieht sich auf alle Ausländer, die zwischen 2010 und 2019 gestorben sind. Diese Zahl hat wenig mit der WM zu tun, sondern mit dem generellen Problem Katars. Wenn die Einwohner eines Landes so reich sind, dass Arbeit eher Zeitvertreib ist, jeder kann sich Personal leisten. Bei rund 70 % der Todesfälle konnte die genaue Ursache nicht festgestellt werden.

Frauenrecht in Katar sind auf einem moderneren Stand als in vielen anderen arabischen Länder. Ich würde die Situation als der Einäugige unter den Blinden bezeichnen. Gleiches gilt auch für LGBT.

Kein Alkohol find ich in Ordnung. Das ist eine Gastregel, die man akzeptieren sollte. Genauso wie es damals, als ich in Rom war, Kleidervorschriften für den Besuch des Vatikans gab. Die galten für Männer und Frauen.

Jedem das Seine, ich boykottiere die WM nicht. Das würde bedeuten, mir einen Heiligenschein aufzusetzen, für den ich völlig ungeeignet bin.