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Re: Der Wahnsinnswinter 78/79 - an was erinnert Ihr Euch?
An den Winter kann ich mich sehr gut erinnern!
Ich war 14 Jahre alt und wohnte in Süddeutschland, in der Nähe von Karlsruhe, wo es im Winter nicht so oft schneite wie anderswo. Und ich liebte Schnee! Die Kältewelle brach an Silvester über uns herein. Im Radio und Fernsehen wurden regelmäßig Durchsagen gemacht wo sie sich gerade befand. "Jetzt hat die Kaltfront Hannover erreicht... Jetzt ist sie in Dortmund, jetzt in Köln...jetzt nähert sie sich Frankfurt.." Und dann kam sie kurz vor Mitternacht zu uns. Es hatte stark geregnet und wurde dann schlagartig kalt, so dass das Wasser auf den Straßen gefror und da eine mehrere Zentimeter dicke Eisschicht bildete. Darauf schneite es dann. Auch die Äste an den Bäumen waren von einer Eisschicht umhüllt, was aussah, als ob sie in Kristall eingebettet wären. Das hatte etwas total Magisches! Wir wollten Silvester wie immer bei einem Nachban feiern, der Geburtstag hatte, daher betraf es uns nicht, aber ich weiß, dass einige der anderen Gäste später oder gar nicht kamen oder irgendwo fest steckten. Ich liebte den Winter! Ich machte tagelang Schneespaziergänge. Auf dem Radweg hinter unserem Haus schlitterten wir über das Eis. Die Staßen waren tagelang zugefroren, selbst die großen Bundesstraßen. Ob Schule ausfiel weiß ich nicht mehr. Wahrscheinlich nicht, da bei uns Weihnachtsferien waren, die mindestens bis Heilige 3 Könige (6. Januar) gingen, normalerweise noch mal einige Tage länger. Und bis dahin war zumindest so weit die Straße frei, dass die Busse wieder fuhren. Der kälteste Winter, den ich erlebt habe war aber 1983/84. Mein erstes Studienjahr. Ich wollte eigentlich im Wohnwagen wohnen, weil ich immer gerne mit dem Wohnwagen verreist war und ich diese kleine 1-Zimmerwohnung sehr praktisch fand. Und dann kam die Kältewelle. Im Urlaub hatte uns 1 Gasflasche immer den ganzen Sommer gerecht. In dieser Nacht - im Radio hieß es den nächsten Tag, es wäre -32°C kalt geworden, die kälteste Temperatur seit Beginn der Wetteraufzeichnungen - hielten meine beiden Flaschen gerade mal einige Stunden zu Heizen, und dann wurde es kalt und immer kälter. Ich zog alle Kleider an, die ich anziehen konnte. Aber Nase und Ohren waren trotz Schal immer noch kalt. Ich hatte mal gelesen, wenn man an Kälte stirbt schläft man vorher ein, daher bemühte ich mich nicht einzuschlafen. So überstand ich dann die Nacht. Am Morgen, als ich aufstand war das Wasser in der Bettflasche und der Tee in der Thermoskanne gefroren. Früh um 6 Uhr ging ich zu den sanitären Anlagen des Campingplatzes und nahm eine sehr heiße Dusche zum Aufwärmen, danach fuhr ich in die Uni - naja, auch das war problembehaftet, da mein Auto erst nicht ansprang und ich Starthilfe brauchte. Im Hörsaal setzte ich mich dann auf die Heizung bis die Vorlesungen losgingen. Und am Nachmittag saß ich dann bei der Wohnheimverwaltung und ließ mich auf die Warteliste für freie Zimmer/Wohnungen setzen. Als ich meine Geschichte erzählte bekam ich erst mal eines der Gästezimmer im Wohnheim, die für Härtefälle reserviert waren (darunter ein irakischer Medizinstudent, der dort seit Jahren im Asyl lebte.) Das Gute daran war, dass ich danach erst mal total abgehärtet war und jahrelang gar nicht mehr gefroren habe. Noch ca. 5 Jahre später gingen wir im Sommer in ein Freilichttheater. Um mich herum mummelten sich alle ein, zogen Jacken an, holten Decken raus - nur ich saß da mit kurzem Rock und kurzen Ärmeln und mir war gar nicht kalt. 4-mal bearbeitet. Zuletzt am 03.01.19 22:27. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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