Ja, die Stars der Vergangenheit durften authentischer sein. Früher haben Bundesligaspieler im Interview direkt nach dem Spiel noch Tacheles geredet. Heute werden sie alle in Rhetorik-Seminare geschickt und geben die immer gleichen unverfänglichen Satzbausteine von sich und klingen alle irgendwie gleich. Ende der 90er wurde mal ein Amateurtrainer bei einem Absteiger, der schlecht in die neue Saison startete, zum Chef befördert. Während der Saison wurde er nicht wegen sportlichen Misserfolgs, sondern wegen seiner "unvorteilhaften Außendarstellung", seiner "Renitenz", seiner "Beratungsresistenz" und seiner Weigerung, einen Rhetorikkurs zu besuchen, beurlaubt. Heute bekommen sie von Rhetoriktrainern unflätige Worte in den Mund gelegt, um medienwirksam zu zeigen, dass sie die Sprache der Fans sprechen. Da sagt ein Spieler eines Traditionsvereins in der 2. Liga, der weit hinter seinen Erwartungen zurückgeblieben ist "Wir müssen uns den Arsch aufreißen," und klingt dabei nicht spontan, sondern wie vom Teleprompter abgelesen.