Re: Urteil der Jury und wie es weitergehen könnte
balonia1986 schrieb:
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> Ein Mensch wie Zarnajew ist für mich ein
> bösartiges Monster - das gebe ich auch offen zu -
> und trotzdem bin ich gegen seine Tötung, und
> trotzdem setze ich in meinem Inneren eine
> Hinrichtung mit einem Mord gleich. Ich weiß, dass
> solche Gedankengänge seltsam sind.
Seltsam finde ich diese Gedankengänge durchaus nicht, auch wenn ich sie in diesem Fall nicht unbedingt teile. Wenn Du allerdings einen feigen Mord und eine Hinrichtung auf die gleiche Stufe stellst, mußt Du konsequenterweise gleich viele Millionen Menschen als Mörder bezeichnen: nämlich all jene, die in der Vergangenheit in Kriegen gekämpft haben und natürlich auch jene, welche dies heute in der Gegenwart ebenfalls noch tun. Denn auch im Krieg werden wildfremde Menschen letztlich eiskalt ermordet, nur daß man es wohlweislich nicht so nennt. Da heißen die zahlreichen Mordopfer dann schlicht und einfach Gefallene. Aber tot ist nun mal tot!
Und die Ironie des Ganzen beim Krieg: Wer darin als Soldat die meisten Gegner tötet wird nicht etwa vor Gericht gestellt, sondern bekommt als Anerkennung noch einen Orden an die Brust geheftet. Und ich finde, HIER werden die Gedankengänge langsam ziemlich seltsam, denn die Spezies Mensch belohnt einerseits genau das, was sie auf der anderen Seite hart bestraft. Und genau darin liegt die groteske Doppelmoral bei dem Thema. Dein "bösartiges Monster" hat vor seiner Hinrichtung wenigstens noch einen fairen Prozeß vor einem ordentlichen Gericht gehabt und ist zweifelsfrei für schuldig befunden worden. Aber was ist mit den Mordopfern und den vielen schwer Verletzten von Boston? Welche Schuld trifft sie? Bestenfalls, daß sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren...
Gruß
Stahlnetz