Hallo Helli!

Helli Gräfin E. schrieb:
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> Katja mai - seit wann hat er bei Dir die
> Sympathien verscherzt? Seitdem Du ihn kennst? Oder
> weißt, dass es ihn gibt? Oder gar jetzt auf
> einmal? Du kanntest diese Schattenseite seines
> Lebens vorher vielleicht nicht?

Ja, Herr Polanski wirkt auf mich durch dass, was ich inzwischen weiß und gelesen habe über diesen Fall und sein Verhalten weniger sympathisch auf mich. Das ist mein ganz persönliches Empfinden - aber jedem ist es natürlich frei gestellt, da anderer Meinung zu sein.
Ich war nie ein besonders großer Fan, ich habe aber tatsächlich einiger seiner Filme gesehen, aber mich deshalb nicht ausführlich mit seiner Biographie auseinandergesetzt.
Um eine Person sympathisch zu finden, muss man sie nicht unbedingt persönlich kennen und Sympathie kann schwinden oder zunehmen, dafür gibt es verschiedene Gründe und ich bin sicher, das hast auch Du schon erlebt, oder?

In dem Jahr als die (mutmaßliche) Vergewaltigung stattfand, hab ich vermutlich gerade sprechen gelernt, und auch in den unmittelbaren Jahren darauf hat mich das Geschehne nicht erreicht und daher nicht interessiert.

Weiter: Stellst Du
> nun Fragen, weil Du etwas nicht weißt oder
> verurteilst Du?

Die Fragen, die ich gestellt habe sind:
-Wie steht er persönlich dazu?
-Wie hält er es aus, seit dreißig Jahren damit zu leben per Haftbefehl (wegen eines gestandenen Verbrechens) gesucht zu werden?
und
-Gibt es da vielleicht doch Unklarheiten die Ihn davon abhalten, die Sache zu Ende zu bringen?

Entscheide Du für Dich, ob diese Fragen verurteilend sind.

Zur letzten Frage muss ich noch hinzufügen: Ich kenne die Fakten nicht detailliert – aber dass trifft auf niemanden von uns zu, daher hab ich gemutmaßt, dass die Fakten vielleicht nicht so eindeutig sind wie sie im Allgemeinen geschildert werden und vielleicht ist das Für Herrn Polanski ein Grund, sich dem Gesetz zu entziehen.
Ich hab ja auch geschrieben, dass ich mir vorstellen kann, dass er entsprechende Schritte vielleicht auch von Europa aus hätte unternehmen können.

Ich persönlich(!) würde es positiv Bewerten –mit Sympathiepunkten sozusagen - wenn er sich der Sache gestellt hätte oder bekannt werden würde, dass er in der Vergangenheit wenigstens offensive Schritte unternommen hätte, die Sache zu klären und zum Abschluss zu bringen. (Zeit hatte er dazu doch reichlich.)

Noch mal klar und kurz: ich kann es nicht verstehen, dass jemand über dreißig Jahre als ein mit Haftbefehl gesuchter Verbrecher leben kann.

Du wirfst einer Gesellschaft
> unangebrachte Toleranz vor - ich hoffe, Du warst
> in keinem seiner Filme, hast auch nie einen im
> Fernsehen angeguckt oder gar gut gefunden. Das
> fände ich sehr inkonsequent von Dir! Oder müssen
> im Gegensatz zu Dir vielleicht alle anderen, die
> mit ihm zu tun haben, genauestens wissen oder
> sicht ständig vor Augen führen, was er gemacht
> hat? Was heißt denn tolerieren in diesem
> Zusammenhang? Wer muss denn genau was wissen?

Hier wird immer wieder geschrieben, dass der Fall regelmäßig in den Nachrichten auftaucht und offensichtlich nicht abgeschlossen ist.
Gleichzeitig führt Herr Polanski ein Leben in der Öffentlichkeit und reist unbehelligt in Europa herum. Ich erwarte nicht, dass jeder einzelne Bürger aktiv wird, aber die entsprechenden Behörden (die in diesen Fällen aktiv werden sollten) haben entweder geschlafen oder eben die Tatsachen toleriert – und das ist traurig.

Ich persönlich finde Menschen, die sich einem Problem stellen in der Regel wesentlich sympathischer als die, die davor weglaufen – ist das so falsch?
Wenn Herr Polanski seine Strafe abgesessen hätte oder der Fall wie auch immer abgeschlossen oder endgültig geklärt wäre, wäre zwar die Vergewaltigung nicht ungeschehen, aber mit den Mitteln die dieser Gesellschaft zur Verfügung stehen abgegolten.

Würde ein ähnlich gearteter Fall in meinem Bekanntenkreis stattfinden, würde ich die entsprechende Person zur Rede stellen und - abhängig von den tasächlichen Fakten - eine Entscheidung und Aktion erwarten. Wenn da nichts passiert, wäre die Person sicherlich nicht mehr mein Bekannter oder jemand mit dem ich z.B. zusammen arbeiten wollen würde. In solchen Fällen scheue ich keine Konfrontationen.

> Polanski ist sehr vieles. Für mich war und ist er
> ein genialer Regisseur, der viele mich sehr
> begeisternde Filme gedreht hat. Was er damals
> gemacht hat, wußte ich, bzw. bekam es mit, ich
> war damals noch ein Kind. Dann habe ich es ewig
> vergessen oder nicht mehr darüber nachgedacht.
> Ich habe ihn sogar mal kennengelernt und vor allem
> auch seine sehr nette Frau.
> Über mich würde ich vieles sagen, aber am
> wenigsten, dass ich jemand bin, der
> Sexualstraftäter toleriert oder deren Nähe
> sucht.
> Und so wird es vielen Menschen gegangen sein und
> gehen, die mit ihm zu tun haben.
> Wir- gerade wir Deutschen- hätten viel zu tun,
> wenn wir bei jedem, mit dem wir zu tun haben, uns
> ständig vor Augen führen müssten, was da alles
> in der Vergangenheit war. Ich will damit sagen:
> Nicht jedem ist bewußt - und muss auch nicht
> bewußt sein- was einige Menschen schon
> angerichtet haben. Polanski wurde doch nicht
> händeklatschend begrüßt mit "hier kommt der
> tolle Kinder...".
>
>
> Was mir nicht gefällt, ist der Aufschrei, der
> hier bei einigen losgeht. Ich bin immer wieder
> überrascht, wie viele aufrechte und durchweg
> konsequten und anständige Menschen wir hier im
> Forum haben, die anscheinend sehr leicht Gut und
> Böse, Richtig und Falsch voneinander
> unterscheiden können. Ich tue mich da schwerer.
>
> Viele vergangene Jahre und ein Opfer, dass keine
> Strafverfolgung mehr will, sind keine Umstände,
> die ein Verbrechen nichtig oder vergessenswürdig
> machen, aber Umstände, die zu bedenken sind. Dass
> ich die jetzigen Umstände sehr seltsam finde,
> insbesondere das Verhalten der Schweiz- da
> schließe ich mich einigen an.
> Zur Sache selbst: ich finde das sehr sehr schwer
> zu beurteilen. Das, was er da getan haben soll,
> ist widerwärtig und nicht zu entschuldigen, auch
> nicht nach Jahren. Einige Umstände oder Fragen,
> die hier aber auch schon zur Genüge aufgeworfen
> wurden, hätte ich aber auch.


> Es wäre für mich sehr interessant zu erfahren,
> wie er selbst wirklich dazu steht bzw. was seine
> Ansichten dazu sind und wie er damit umgegangen
> ist. Das wissen wir nämlich nicht, oder?

Da sind wir und ja einig, das würde ich auch gern wissen - wie ich oben und auch schon in meinem ersten Posting geschrieben habe.


> Im übrigen würde sich jeder, der einigermaßen
> alle Tassen im Schrank hat, umgehend einer
> Strafverfolgung in den USA entziehen, egal ob
> schuldig oder nicht schuldig.

Hmm, interessant! Woher weißt Du das denn so genau?? ;o)