>>>Ich verteidige nur die Werte, die mir wichtig sind. Werte, die die Opfer vor den Täter schützen und den Rechtsstaat hochhalten.

Na, DAS ist doch mal ein Wort. Vor allem der Passus: "Werte, die die Opfer vor dem Täter schützen..."

DAS musst du dann mal den Opfern am Grab erzählen, die von Jugendlichen zu Tode geprügelt wurden, weil sie obdachlos waren, weil sie keine 20 cent in der Tasche hatten oder weil sie einfach nur dagegen waren, dass Kinder von Halbstarken drangsaliert werden. Da trittst du also für Werte ein, die all diese Toten und noch zahlreiche Leute im Krankenhaus vor den Tätern schützen. Das müssen aber tolle Werte sein, aber die bedauernswerten Opfer der Prügler haben da herzlich wenig von diesen Werten.

>>>Härtere Strafen sind eine hübsche Idee von Politikern, die es sich so ersparen über soziale Probleme nachdenken zu müssen.


Was diesen Passus angeht: Verstehe ich dich richtig, dass milde oder mildere Strafen für brutale Jugendliche bewirken, dass sie Einsicht zeigen und sich das nächste Mal, wenn wieder jemand sich einmischt, wenn sie wehrlose Kinder oder Leute drangsalieren, sagen: "Oh ja, ich habe ja mal ne milde Strafe bekommen, das ist falsch, was ich hier mache, ich will's auch nie wieder tun", und sich trollen?

Dann muss ich wirklich sagen, Kate - von Recht und Justiz magst du eine Menge Ahnung haben und auch viel davon halten, aber leider scheint diese Ahnung deinen Blick für die Realität etwas getrübt zu haben. Ich habe immer das Gefühl, dass Richter lieber dazu tendieren, Brutalos mit Samthandschuhen anzufassen nach dem Motto: "Ach, der wird's jetzt aber gewiss kapiert haben, dass es falsch war, und sowas nie wieder tun", nur um wenige Wochen später zu lesen, dass ebendieser Täter rückfällig geworden ist. Woher kommt denn diese unglaubliche Blauäugigkeit? Zugegeben, ich glaube auch immer wieder an das Gute im Menschen, ich zwing mich regelrecht dazu, und wenn ich abends den TV einschalte und wieder Meldungen höre, wie brutal Menschen doch sein können, zerbröselt dieser Glaube ganz schnell zu ganz feinem Staub. (Bitte, jetzt nicht sofort wieder sagen, das sind alles NUR Meldungen mit Blöd-Zeitungs-Niveau; nicht jedes nachrichtenmagazin greift NUR solche meldungen auf - und nicht jedes nachrichtenmagazin lügt). Und immer wieder wird "Recht" gesprochen, das dazu führt, dass grausame Sexualverbecher auf freien Fuß gesetzt und gewaltbereite Schläger verwarnt statt bestraft werden, und wenns dann gleich wieder passiert, will keiner auch nur den Hauch einer Verantwortung dafür übernehmen oder sich eine Fehlentscheidung eingestehen.

Ganz ehrlich - ich frage mich, wie ein Richter, der solche Urteile fällt, oder vielleicht sogar du selbst, die ja offenbar unsere Rechtsprechung für unantastbar hält mit all ihren hehren Zielen und Werten, reagiert, wenn er selbst zum Opfer wird und dann am eigenen Leibe miterleben muss, wohin eine solche Blauäugigkeit gegenüber den Tätern führt. Verliert man dann etwa den Glauben an unsere Justiz? Sagt man sich dann: "Auch Richter sind nur Menschen, und die armen Täter haben immer eine Chance verdient, auch wenn sie mich zu Brei gehauen haben" und "Ach ja, sollen sie ihre bewährung kriegen, das wird schon richtig so sein"? Und wenn dann ein Anwalt der Täter hergeht und versucht, das Opfer mit Schuldgefühlen zu peinigen und es quasi als "teilschuldig" hinzustellen, sagt man sich dann: "Das MUSS er machen, seine Mandanten haben mich zwar zu Brei geschlagen, aber jede Möglichkeit verdient, unbescholten aus der Sache rauszukommen?" Also, bitte, wie ich andernorts schon sagte - alles hat seine Grenzen. Auch ein Glaube an das Gute im Menschen, an die Unerschütterlichkeit unserer Justiz und an gewisse Werte. Ich möchte ehrlich gesagt nicht in der Haut eines Richters stecken, der milde Urteile für gemeingefährliche Straftäter verhängt und dann miterleben muss, wie Menschen aus seiner familie oder seinem Freundeskreis gerade diesen milde bestraften Tätern zum Opfer fallen. Ich könnte ehrlich gesagt nicht mehr ruhig schlafen und auch nicht mehr an meine Fähigkeiten glauben.

Was die Auffassung angeht, drastische Strafen nützen nichts - nun ja, man kann darüber streiten. Ein Jugendlicher, der ohen Grund jemanden in maßloser Wut krankenhausreif schlägt und nur ein paar Sozialstunden bekommt, wird sein Verhalten kaum ändern. Eine Therapie ist kein Allheilmittel - das hab ich im Bekanntenkreis erlebt. Manche Therapeuten, und ich behaupte es sind nicht wenige, bewirken nichts oder nur wenig und mit Therapeuten ist es ohnehin wie mit der Auswahl des Zahnarztes: Woher willst du wissen, ob du einen guten und fähigen Therapeuten vor dir hast oder einen, der von seinem Handwerk herzlich wenig versteht und mehr kaputt macht als heil? Du kannst dem Jugendlichen ja nicht ein halbes Dutzend mal nach der zweiten Sitzung sagen: "Nö, das bringt nix, gehen wir zu einem anderen Therapeuten." Das bewirkt dann garantiert eines NICHT: Dass Schläger-Kid zahm wird und fortan nicht mehr aggressiv ist. Du magst mein "Gejammer" nicht. Und ICH kann den Spruch nicht mehr hören: "Ach, hat er jetzt wieder einmal zuviel drauf gehaut, der Thorben? Das darf er aber nicht, der Bub, da müssen wir drüber REDEN...". Bei vielen Jugendlichen wird entweder mit ihnen überhaupt nicht geredet oder zuviel geredet. Beides bringt nix. Man kann ein Problem tot reden. Das tun Politiker. Die Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen gehört meines Erachtens nicht zu diesen Problemen, die mit REDEN zu lösen sind. Vielleicht sind drastische und lange Haftstrafen auch nicht die Ideallösung. Aber in solchen Fällen bleibt uns wenig Alternative. Therapien greifen glaube ich in den wenigsten Fällen, Reden und Verwarnungen sind lachhaft, also bleibt doch nur noch eins... und das soll dann falsch sein? Zeige mir einen anderen Weg... ich seh ihn bislang nicht...

Dann möcht ich ehrlich gesagt mal wissen, wie lange du mit einem jugendlichen Schlägertrupp darüber reden willst, warum sie so sind, wie sie so sind...

Aber ich lass dir deinen Glauben an die Werte und daran, dass du einen Brutalo mit milden Strafen und eindringlichen Gesprächen davon abhalten kannst, einem potenziellen Opfer die Zähne einzuschlagen oder die Nase zu Brei zu treten. Glaube versetzt bekanntlich Berge - oder zumindest munkelt man das...

Der Lonewolf Pete