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"Schmidteinander": WDR holt Kultshow mit Harald Schmidt und Herbert Feuerstein aus dem Archiv
1990 bis 1994 schrieben Harald Schmidt und Herbert Feuerstein Fernsehgeschichte. "Schmidteinander" ebnete den Weg zu Schmidts Aufstieg als Late-Night-Moderator. 50 Folgen wurden von der Show produziert, die zunächst monatlich und später 14-tägig am späten Abend liefen. Bis heute besitzt die Show Kultstatus und schafft es nun wieder auf die Mattscheibe. Der WDR wiederholt komplette Folgen der Show im Sommer jeweils am späten Montagabend.
Los geht es am 17. Juli um 23.30 Uhr mit der ersten Folge, die ihre TV-Premiere am 16. Dezember 1990 hatte. Laut Programmankündigung sollen zunächst die ersten 17 Folgen in chronologischer Reihenfolge wiederholt werden. Wem die Sendezeit zu spät ist, kann auf die ARD Mediathek zurückgreifen, denn dort sollen die Ausgaben erfreulicherweise ebenfalls auf Abruf bereitgestellt werden. Harald Schmidt fungierte als Hauptmoderator, während Herbert Feuerstein die Position des Sidekicks einnahm - und oftmals auch Schmidts Fußabtreter war, womit sich beide Partner arrangiert hatten. Denn Feuerstein war gleichzeitig Chefautor der Sendung. Im Studioteil saßen Schmidt und Feuerstein an getrennten Schreibtischen (der von Feuerstein war winzig). Improvisation war das Herzstück der Sendung, die vor allem vom verbalen Schlagabtausch zwischen Schmidt und Feuerstein lebte, den sie sich von Tisch zu Tisch lieferten. Gezielt orientierte man sich an amerikanischen Late-Night-Formaten, die in Deutschland damals noch weitgehend unbekannt waren. Doch Feuerstein lebte einige Zeit in New York und war deshalb sehr vertraut mit den US-Late-Night-Shows von David Letterman und Johnny Carson. Er importierte wesentliche Elemente dieser Formate in "Schmidteinander". Teilweise wurden Gags sogar komplett übernommen, worüber sich Schmidt in der Show auch gerne lustig machte. Ansonsten lebte "Schmidteinander" von vielen Running Gags in zahlreichen genialen, zynischen, satirischen oder schlicht blöden Sketchreihen, darunter: "Feuerstein & Fozzi-Bär" (eine Anspielung auf "Die Muppet Show" mit Schmidt im Bärenkostüm), "Kindergedanken mit Hänschen Klein" (Feuerstein als versautes Kleinkind), "Familie Lucky" (eine Verballhornung von Daily Soaps), "Comtessa Gunilla bittet zu Tisch" (Schmidt als adlige Dame), offizielle Berufsgruppenwitze und der Sprichworttest, bei dem Schmidt und Feuerstein auf bescheuertste Art und Weise überprüften, ob verschiedene Sprichworte auch wirklich stimmten. Die Sketche wurden teils in Einspielern und teils live auf der Bühne präsentiert. Ebenfalls Teil der Sendung waren Musikgäste und überwiegend ein prominenter Talkgast pro Folge, mit dem sich Schmidt am Schreibtisch unterhielt. Die Gespräche ähnelten schon damals sehr dem Gäste-Teil der späteren "Harald Schmidt Show". War Schmidt ein Gast unsympathisch, zeigte er dies auch und ließ den einen oder anderen Seitenhieb fallen. Zusätzlich gab es auch immer wieder Cameo-Auftritte von Prominenten, die kurz durchs Bild liefen. Zwischendurch las Harald Schmidt kuriose Zeitungsausschnitte und Zuschauerpost vor, darunter stets ein imaginärer Brief der frei erfundenen Zuschauerin Gabi aus Bad Salzdetfurth. Marga-Maria Werny trat als "Oma Sharif" auf, die stets thronend auf einem Königssessel die Darbietung eines Zauberers, Sängers oder eines anderen Künstlers bestaunen durfte. Nicht fehlen durfte auch die Zuschauerfrage, bei der die Lösung stets "N" lautete. Der glückliche Gewinner wurde von Schmidt am Ende der Sendung live angerufen. Die ersten sechs Ausgaben waren im besten Sinne eine Experimentierphase. Gesendet wurde noch regulär 90 Minuten lang live - doch Schmidt und Feuerstein überzogen mehrfach. Damals wurden pro Folge auch noch mehrere Talkgäste begrüßt - nicht nur Prominente, sondern auch unbekanntere Menschen mit skurrilen Hobbys oder Talenten, darunter ein Vogelspinnenzüchter, eine Verpackungskünstlerin, eine Telefonsex-Anbieterin und ein Weltmeister im Grimassenschneiden. In den darauffolgenden Ausgaben wurde das Konzept angepasst und die Sendung auf 60 Minuten gestrafft. Aufgrund des wachsenden Erfolges wurde "Schmidteinander" mit der Zeit auch von weiteren Dritten Programmen gezeigt und wechselte ab dem 15. Januar 1994 schließlich vom WDR ins Erste. Fortan wurde immer am späten Samstag- statt wie bisher am Sonntagabend gesendet. Die 50. und letzte Folge lief am 17. Dezember 1994 im Ersten, fast genau ein Jahr später startete der Entertainer mit seiner "Harald Schmidt Show" in Sat.1 durch. Im vergangenen Jahr erschien "Schmidteinander" erstmals mit allen Folgen komplett auf DVD (Affiliate-Link). 11.06.2023 - Glenn Riedmeier/TV Wunschliste Bild: WDR/Harald Kratzer [www.wunschliste.de] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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