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Re: Block 7 - Jugendliche im Strafvollzug
Spoonman schrieb:
------------------------------------------------------- > Von der Serie hatte ich noch nie gehört, sie > scheint aber ein interessantes Zeitdokument zu > sein, und die Besetzung ist vielversprechend. > > Die 7 Folgen à 45 Minuten wurden von Juli bis > Dezember 1976 alle drei bis vier Wochen mittwochs > um 19:30 Uhr im ZDF ausgestrahlt. Anscheinend gab > es nie eine Wiederholung. > > Im Hamburger Abendblatt wurden die ersten beiden > Folgen besprochen. Der Autor Wolfgang Mühlbauer > (damals 39 Jahre alt) hatte in sieben deutschen > Jugendhaftanstalten recherchiert. Gedreht wurde > u.a. in der JVA Berlin-Plötzensee. Die damalige > Leiterin der Strafanstalt Hamburg-Vierlande fand > die Serie insgesamt klischeehaft überzeichnet, > lobte aber auch treffende Detailbeobachtungen und > gute schauspielerische Leistungen. Ich habe die Serie jetzt gesehen und finde sie hochinteressant. Zuschauer, die damals zufällig an einem Mittwochabend um 19:30 Uhr die 1. Folge eingeschaltet haben, werden wohl schockiert gewesen sein: ein düsterer Gefängnisbau, karge und heruntergekommene Zellen, ein nackter Häftling (Bernd Tauber) kurz nach seiner Einlieferung, Aggressionen, Gewalt, Geschrei. Martin Semmelrogge spielt natürlich einen leicht irren, bedrohlichen Typen. Pierre Franckh rastet in seiner Einzelzelle aus und schneidet sich die Pulsadern auf. Der Anstaltsarzt sagt am nächsten Morgen nur lapidar: "Viel mehr Blut als beim Blutspenden hat er nicht verloren, da passen wir schon auf." Das alles passiert in den ersten 30 Minuten. Dann kommt allerdings die erste Zäsur: Nicht alle Szenen wurden mit Filmkameras an Originalschauplätzen gedreht. Die "Experimentierstation" mit offenen Zellen und Gemeinschaftsräumen für 12 Gefangene wurde im Studio aufgebaut, und das macht sich deutlich bemerkbar. In der relativ sterilen Studiokulisse wirkt das Spiel der Darsteller plötzlich übertrieben. Der realistische, authentische Eindruck geht in diesen Szenen leider verloren. Dennoch sind auch die weiteren Folgen ein ziemlich wilder Ritt. Rick Stickel, der "Mann ohne Lachen" (Bernd Tauber) ist unter den Häftlingen die eindeutige Hauptfigur. Martin Semmelrogge, Marius Müller-Westernhagen und Diether Krebs haben leicht herausgehobene Rollen, die restlichen Häftlingsfiguren sind mehr oder weniger Staffage. Die damalige Kritik aus dem Hamburger Abendblatt kann ich im Prinzip nachvollziehen: Vieles mag klischeehaft überzeichnet sein, wie der Gegensatz zwischen den "harten Hunden" unter den Vollzugsbeamten und der überaus verständnisvollen Gefängnispsychologin, die sich immer und überall für "ihre Jungs" einsetzt. Aber als Zeitdokument und Beispiel für sozialkritisches Fernsehen der 70er ist die Serie wirklich spannend. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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