Neben den attraktiven Schauplätzen war die Schwarzwaldklinik vor allem ein Gipfeltreffen hervorragender Schauspieler mit knisterndem Charisma, gediegener Ausbildung und langjähriger Theatererfahrung (die positive Resonanz des Publikums, eine saubere Aussprache und Akzentuierung sowie das Aufgehen in der ihm zugedachten Rolle sind Erfolgsgaranten eines jeden Bühnendarstellers).

Der Dilettantenstadl, der heute in vielen Serien und Filmen (nicht zuletzt des ZDF!) aufgeführt wird, unterstreicht den Kontrast zu älteren, zeit- und kostenaufwendigen Produktionen. Steife, unverständlich vor sich hinnuschelnde Akteure ohne Ausstrahlung, die den Eindruck erwecken nie eine Schauspielschule von innen gesehen zu haben, verleiden einem oft den Spaß am Fernsehen.

Besonders die sich "modern" dünkenden öffentlich-rechtlichen Billigproduktionen auf den dafür vorgesehenen Premierensendeplätzen, in denen allerlei sozialer Sprengstoff zu haarsträubenden Problemkonstellationen verwurstet wird, glänzen mit zweit- und drittklassigen Chargen. Überkonstruierte Krimis, abgründig-verkitschte Gesellschaftsdramen, comedyesk veralberte Alltagssatiren und "Sozial-Tragikomödien" ohne ausreichendes Budget spekulieren auf das halbgare Lob von unterbezahlten Fernsehkritikern, die das halbe Leben vor der Glotze verbringen und zwischen Reality-Soaps und Degeto-Billigware nie ein verlässliches Urteilsvermögen herausbilden konnten.

Die Schwarzwaldklinik war überwiegend leichte Kost, sie erging sich in harmlosen Geschichten, wenn auch mit ein wenig Tiefgang, schwelgte in schönen Landschaftsbildern und biederer Lebenslust - vor allem aber war sie ein Hort passabler Schauspielkunst, die man heute in dieser Dichte nirgendwo mehr antrifft.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.11.16 00:15.