Ich schätze Helmut Fischer als Schauspieler sehr und finde daher auch die Figur Lenz durchaus interessant; zu den Highlights würde ich auch ich diese Tatort-Ära nicht unbedingt zählen. Der Fairness halber sei jedoch gesagt, dass auch die Ära Veigl m.E. neben einigen Highlights (z.B. "Weißblaue Turnschuhe", "Schüsse aus der Schonzeit") ebenfalls recht viele Fälle enthielt, die mich eher enttäuscht haben (z.B. "Münchener Kindl", "Tote brauchen keine Wohnung") oder die ich allenfalls als soliden Durchschnitt einstufen würde.

Als stärksten BR-Tatort der 80er Jahre würde ich auch keinen Lenz-Tatort sehen, sondern die Eintagsfliege "Pension Tosca oder die Sterne lügen nicht" (8,5 Punkte) mit Hans Brenner als Scherrer; ein Fall, der übrigens sowohl, was das Team als auch gewisse Anspielungen betrifft, gewissermaßen aufbaut auf "Riedmüller, Vorname Sigi" mit Günther Maria Halmer in der Titelrolle; einen Fall, den ich übrigens mit 6,5 Punkten bewertet habe, also ebenfalls höher als die meisten Lenz-Folgen.

Die Lenz-Fälle habe ich wie folgt bewertet:

IM FADENKREUZ (8,0 von 10 Punkten)
Ein kurzweiliger, spannender, unterhaltsamer oder kurzum gelungener Fall, insbesondere im direkten Vergleich zu den späteren, m.E. überwiegend eher etwas langweiligen, Lenz-Tatorten.

TOD AUF DEM RASTPLATZ (4,5 von 10 Punkten)
Hierzu habe ich keinen Kommentar verfasst. Allerdings frage ich mich - in Anbetracht der Sendelänge - bis heute, ob dieser Fall von Anfang an als Tatort oder zunächst als Folge einer einstündigen Krimiserie (ggf. auch vom ZDF wie z.B. Derrick). Kann ich aber nicht beurteilen...

ROULETTE MIT SECHS KUGELN (4,0 von 10 Punkten)
Zu durchschaubar, um Aha-Effekte zu erzielen. Auch auf der Ebene der Figurenzeichnung hält sich die Spannung stark in Grenzen.

HEISSER SCHNEE (4,0 von 10 Punkten)
Den Titelsong von DHUO ("Walking") fand ich genial, den Fall selbst recht verworren und schwach. Ich entsinne mich aber einen köstlichen Dialog (wahrscheinlich mit Brettschneider), in dem Lenz darauf verwies: "Es heißt ja auch Gedanken-GANG und nicht Gedanken-FAHRT". Der Fall bietet übrigens auch die Gelegenheit, Herbert Knaup in einer relativ frühen Rolle zu sehen...

SCHICKI-MICKI (7,0 von 10 Punkten)
Für mich letztlich der zweitstärkste Lenz-Tatort. Dennoch wird der insgesamt recht positive Gedamteindruck durch diverse Kleinigkeiten und Längen ein wenig getrübt.

DIE MACHT DES SCHICKSALS (6,0 von 10 Punkten)
Die skurrilen Figuren und der erfrischende Humor gefielen mit so gut, dass ich eigentlich gerne mehr Punkte vergeben hätte. Aber: Die Kriminalhandlung fand ich halt alles andere als überragend und irgendwie ging dem Fall gegen Ende die Puste aus... Übrigens war hier Hans Clarin in einer seiner sehr seltenen Tatort-Rollen zu sehen.

GEGENSPIELER (5,0 von 10 Punkten)
Angesichts des verheißungsvollen Beginns hätte ich mir deutlich mehr erwartet. Insgesamt aber zu bemüht konstruiert. Zudem fand ich trotz manch witziger Dialoge den Humor insgesamt zu aufgesetzt, vereinzelt sogar etwas fragwürdig.


So, das war mein kleiner "Kurzvortrag" zum Thema Lenz & co ;-).