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Re: Bonanza ist langweilig
Das mit der karte und den vier Cartwrights, die heranreiten, ist ein geniestreich für die Eröffnungssequenz einer Serie, da hast du völlig recht, Faxe. Aber nicht minder spektakulär sind Eröffnungssequenzen zu Serien wie "Westlich von Santa Fe" oder auch "Johnny Ringo". Dennoch, Bonanza wurde durch die Eröffnungsszene weltberühmt. Man denke auch nur an die Eingangssequenz von "Rauchende Colts", als Marshal Dillon einem gegner auf der Straße gegenüber tritt. Was haben wir als Kinder uns gefragt und die Köpfe zerbrochen, n welcher Folge denn nun diese Szene vorkommt, damit der gegner auch einen namen und ein gesicht bekommt... nur bekam er das nie. Und es existiert sogar eine Bilderfolge, in der zur Verwirrung der fans dann Marshal Dillon ins Gras beißt statt der gegner... Auch die deutsche Eingangssequenz von Shiloh ranch mit der Rinder-Stampede ist ein genialer Streich des ZDF...die Serie wäre mit dem original Vorspann wohl hierzulande kaum so erfolgreich gewesen. Man kann mit markanten Eingangssequenzen viel erreichen. Bei Bonanza verband man Dramatik mit dem Familiencharakter, bei Am Fuß der Blauen berge blieb die Dramatik, die in jeder Folge zugegen war, aus der Eingangssequenz völlig raus, was der Serie fälschlicherweise gleich den Eindruck eines Familienprogramms verlieh - dabei wurde am Fuß der Blauen berge weitaus mehr geballert und gestorben als jemals in Bonanza... Ebenso verhielt es sich mit Big Valley, die durch den lustig dahinplätschernden bach im Vorspann den Charakter einer harmlosen familienserie bekam, was sie letztlich dank vieler hochdramatischer Episoden dann doch nicht war.
Wie mit allen Serien, konnte (und kann) man viel falsch machen, und ich finde, das Schicksal so mancher Serie entschied sich allein schon durch die Titelsequenz. Warum beispielsweise war Fury so erfolgreich in den USA? Weil die Eingangssequenz ziemlich reißerisch und dramatisch gehalten wurde und gleich die Stars der Serie mit einem Hintergrundbericht einführte. Solche reißerischen Sequenzen sorgen, ähnlich wie der "Teaser" oder Vorfilm, unweigerlich dafür, dass man eine Serie interessant findet oder nicht. Ich glaiube zum beispiel, dass Raumschiff Enterprise niemals so kultig geworden wäre, wenn es diesen wunderbaren Vorspann mit der Stimme von Captain Kirk und dem wunderschönen Raumschiff nicht gegeben hätte. Sofort zog der Star der Serie, die Enterprise, die Zuschauer in ihren bann, und die Erzählung von Captain Kirk ("Galaxien, die nie ein mensch zuvor gesehen hat...") sorgte dafür, dass sofort die Neugier und Erwartungshaltung des Zuschauers sehr groß gehalten wurde. Oder nimm die Eingangssequenz von "Invasion von der Wega", die für mich zu den genialsten Eröffnungssequenzen einer Serie gehört. Das ist Gänsehaut pur. Dr. Richard Kimble - ein entgleißender Zug, ein flüchtender Strafgefangener... kann es etwas Reißerischeres und dramatischeres geben? Selbst wenn man es Tausendmal gesehen hat, man freut sich immer wieder drauf. Wie toll sowas funktioniert, weiß man seit den klassischen radioshows, die (bei den Waltons kann man es sehen) mit tollen Ton-Effekten daher kamen (z.B. The Whistler... eine knarrende Tür, unheimlich hallende Schritte, ein grauslige melodie und plötzlich pfeift der "Whistler" sein unheimliches Pfeifen...da bekamst du garantiert niemanden mehr vom radiogerät weg). Zu beginn der Fernsehserie war es beiLone anger der held auf weißem Pferd, der in die Kamera feuert. Annie Oakley baller aus allen Rohren und Robin Hood und William Tell lassen für die Engländer zu wunderbaren Toneffekten und toller Musik die Pfeile fliegen. Damit erreichst du wesentlich mehr als nur ein paar Stars in den Vorspann zu pappen und mit Musik zu untermalen. Und heute? Nur Hightech und ein loses Aneinanderreihen von Serienszenen, dazu ein paar namen und fertig. Nicht mal der Vorfilm wird mehr so dramatisch gedreht - jetzt muss es jedesmal einen Bezug auf die Folge davoir haben ("Letzte Woche bei "Supernatural"...). Ich find das so furchtbar. Man stelle sich nur vor, man hätte das mit den Klassikern gemacht... grausam. Wie gesagt, man kann violes falsch machen und auch richtig. Heutzutage überwiegt leider das erstere, früher wurden allerdings auch fehler gemacht, aber bei weitem nicht so viele, was ein Konzept oder eine Eingangsequenz einer Serie betraf. Dafür spricht, wie großer Beliebtheit sich die Klassiker sowohl als Erinnerung als auch in Form von DVD-Veröffentlichungen heute noch erfreuen. Man hat sie einfach nicht vergessen. In zwanzig jahren wird sich wahrscheinlich kaum noch jemand an "True Blood", "CSI", ein paar verzweifelte Hausfrauen und den prinzen von bel Air erinnern - wahrscheinlich eher an bestimmte Fußballmeisterschaften. Aber das ist eine andere Geschichte... Der Lonewolf Pete In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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