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Re: Raumschiff Enterprise: Folge "Schablonen der Gewalt" erstmals im Free-TV (4.11./5.11.11)
wolle64 schrieb:
------------------------------------------------------- > Da gab es aber fragwürdigeres. > > Ich erinnere mich da an eine Episode mit Joan > Collins. Sie spielte dort eine Aktivistin der > Friedensbewegung in den dreißiger Jahren. Durch > einen Zeittunnel auf einem Planeten taucht "Pille" > bei ihr auf, und rettet sie vor einem Unfalltod. > Dadurch gewannen die Nazis dann den Krieg, und die > Enterprise hat nie existiert. Somit wäre der Rest > des Landetrupps auf dem Planeten verloren. Also > geht dieser Landetrupp auch durch den Tunnel, um > das Eingreifen des Doktors zu korrigieren. Die Handlung sagt Spock mithilfe eines selbstgebauten Computers (so ähnlich wie Du es beschreibst) voraus, FALLS der Doktor die Frau bei dem Auto-Unfall retten WÜRDE. Deswegen verhindert Kirk die Rettung durch McCoy, obwohl er in die Frau verliebt ist. Eine typische Dilemma-Geschichte, in der Kirk hier die persönliche Liebe hinter den gesellschaftlichen Nutzen stellt. Moralisch ist das Verhalten Kirks schon fragwürdig: Man bedenke nur, dass man in Deutschland und vielen anderen Ländern für unterlassene Hilfeleistung belangt werden kann (obwohl es hier natürlich nicht um die Art von Hilfeleistung geht, wie der Gesetzgeber sie meint - die Frau ist ja noch gar nicht verletzt). Es ist natürlich mutig von "Star Trek", welch heikle Themen man angeschnitten hat. Über genau so etwas zerbrechen sich die Ethiker und Juristen überall auf der Welt den Kopf. Das gleiche Thema gab es später übrigens auch wieder: nämlich bei den Star Trek-Filmen. Spock opfert sich im 2. Film mit der Begründung: "Das Wohl der Vielen wiegt mehr als das Wohl der Wenigen - oder des Einzelnen." Und in "Star Trek III" rettet die Crew ihn mit der gegenteiligen (!) Begründung: "Das Wohl eines Einzelnen ist manchmal wichtiger, als das Wohl von Vielen." Die "Star Trek"-Begründungen sind utilitaristischer Natur. Es wird einfach überlegt, was von größerem 'Nutzen' ist. Vgl. dazu [de.wikipedia.org] (Da ist sogar Star Trek zitiert!) Noch ein Beispiel aus der Realität: Nach dem 11.9.2001 wollte man ja der Bundeswehr bzw. dem Verteidungsminister per Gesetz den Abschuss von vollbesetzten Passagier-Flugzeugen zur Terror-Bekämpfung erlauben, wenn dieses zum Beispiel auf ein Atomkraftwerk zusteuert. Einige Politiker haben Klage vor dem Bundesverfassungsgericht wegen Verletzung der Menschenwürde eingereicht mit der Begründung, dass man Menschenleben niemals gegeneinander aufwiegen kann. Das Bundesverfassungsgericht hat entsprechend geurteilt und einen Abschuss verboten. [www.spiegel.de] Das von der damaligen Regierung beschlossene Gesetz sei, so das Bundesverfassungsgericht, "mit dem Grundrecht auf Leben und mit der Menschenwürdegarantie des Grundgesetzes nicht vereinbar, soweit von dem Einsatz der Waffengewalt tatunbeteiligte Menschen an Bord des Luftfahrzeugs betroffen werden. Diese würden dadurch, dass der Staat ihre Tötung als Mittel zur Rettung anderer benutzt, als bloße Objekte behandelt; ihnen werde dadurch der Wert abgesprochen, der dem Menschen um seiner selbst willen zukommt." [www.bundesverfassungsgericht.de] Das ist aus meiner Sicht eine wunderbare - wenn auch unbequeme - Begründung. In so einem Fall bin ich wirklich mal froh, ein Bundesbürger zu sein:-) Kelte In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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