Bei uns war an heiligabend "Wir warten aufs Christkind" mit Hilde Nocker angesagt, nachdem die Adventssonntage zuvor jedesmal ein teil der Augsburger Puppenkiste gezeigt worden war. Ich kann mich auch erinnern, dass einmal - nur ein einziges mal - der Disney-zeichentrick "Die drei kleinen Schweinchen" im rahmen der Sendung am heiligabend gezeigt wurde.

Während wir das schauten, schmückten meine Eltern, später dann auch wir Kinder, den Weihnachtsbaum. An einem heiligabend, da war ich schon Teenager, lief im anderen programm nachmittags "Das rote Zelt", ein Film, der mir vor allem wegen der naturaufnahmen und der grandiosen Musik von Ennio Morricone im gedächtnis geblieben ist.

Nach "Wir warten aufs Christkind" verzogen sich meine Schwester und ich - mal mit papa, mal ohne - in die Küche, um die supertolle Weihnachtssendung im Süddeutschen Rundfunk anzuhören - Hörspeile, Weihnachtslieder und die unvergleichliche Moderation von Günther freund werde ich nie vergessen. In dieser Zeit, bis ca. 18 Uhr, war das Wohnzimmer für uns Kinder tabu (ihr wisst schon, warum). Danach gab es leckeres Abendessen (es gab meistens was ganz besonderes, oft aus Mutterns böhmischer Küche), dann wurde die Küche sauber gemacht, und wir zappelten bereits unruhig rum, ob denn nun bald Bescherung wäre. WennÄs zu lange dauerte, musste auch schon mal der Adventskranz herhalten und wir sangen vorab schon mal Weihnachtslieder (soweit wir sie konnten, aber "Kling Glöckchen..." kriegten wir allemal hin...) Ja, und irgendwann ertönte dann ein silberhelles Glöckchen, und...

Danach lief zwar auch der fernseher, aber ich glaube, damals war das TV-programm, das sich eher bieder mit festlicher Musik und Glockengeläut gestaltete, für uns Kids eher nebensache. Erst später, als man dazu überging, Filme zu zeigen, wurde es dann wieder etwas interessanter...aber blieb immer noch eher Geräuschkulisse. Vielmehr durften wir Kids an heilig Abend lange aufbleiben, unsere geschenke und die leckereien vom Weihnachtsbaum genießen, und natürlich auch Muttis Plätczhen (und wir durften auch - die ganz große Ausnahme - zu später Stunde Tee, sogar mit einem Spritzerchen Rum - genießen.

Ich erinnere mich auch, dass an den Adventssonntagen mein vater ganz versessen darauf war, das Adventssingen irgendeines Knabenchores im TV zu sehen (er selbst sang aktiv in einem Männerchor), und die Adventsvierteiler liefen natürlich auch. An den Weihnachtsfeiertagen liefen meist ganz besonders schöne und auch spannende Filme im TV - das fernsehprogramm zu den Weihnachtstagen war immer ein Highlight, anders als heute. Der einzige Film, der mich an heiligabend immer nervte, war "Wir sind keine Engel" mit Humphrey Bogart und Peter Ustinov...den Film konnte ich damals nicht ausstehen und kann ich auch heute noch nicht, und fragt mich bitte nicht, wieso... es geht einfach nicht. Und natürlich an den Weihnachtstagen die Sissy-Filme, die beim ersten mal gerade noch so zu ertragen waren, danach aber für mich einfach unerträglich wurden. Aber es gab viele schöne deutsche Filmklassiker an den feiertagen, und auch spannende Filme bis in den Abend.

Natürlich waren die feiertage aber mit super leckerem Essen erfüllt, meist kamen meine Tante und meine Oma zu besuch und kochten mit, und da beide wie meine Mutter aus dem Böhmischen stammten, konnten wir hinterher wirklich kaum mehr "schnaufen"...

Als Kind hatte Silvester noch eine gewisse bedeutung (Feuierwerkskörper, wenn auch nicht viele, und Feiern und alles war lustig, und natürlich gutes Essen), aber Fondue und Racklett gab es bei uns nie. An Silvester gab es deftiges wie Russisch Ei (meine Mutter machte das beste Russisch Ei überhaupt), frisches Brot, aber andere auch deftige und leckere Gerichte, später am Abend dann Knabbereien und auch Käseplatten, und selbst für uns Kinder, die zwischendurch auch mal einnickten, gabs um Mitternacht ein Schlückchen Sekt, das sich meist auf ein Nippen an den Gläsern der Eltern beschränkte. Im fernsehen gab es Shows, die meiner Mutter ziemlich gut gefielen, Peter Frankenfeld, Peter Alexander, Vioco Torriani, ich erinnere mich an tolle Sketsche, einmal auch an Filme mit Belmondo, an humorvolle fernsehspiele und Boulevardkomödien aus dem Komödchen in Düsseldorf (Wolfgang Spier war da ein name, der mit diesen tollen und lustigen Stücken in Verbindung stand). Ich meine mich auch an das eine oder andere Theaterstück mit Willi Millowitsch zu erinnern. Wir haben jedenfalls Tränen gelacht und es war eine tolle Stimmung. Erst im teenageralter wurde ich an auf die leicht bekleideten Damen der Sendungen nach Mitternacht aufmerksam, aber die kamen meist nur im Ersten. Für uns hatte das TV-programm nach Mitternacht bzw. nachdem sich das feuerwerk draußen beruhigt hatte, kaum mehr Bedeutung - so nach und nach verzogen wir uns ins Bett und freuten uns auf den neujahrstag, an dem es meist eine Neujahrsbrezel (aus hefeteig) gab und wieder viel zu essen, tolle alte und auch spannende Filme im TV und manchmal, wenn das Wetter entsprechend war, nen Winterspaziergang.

Eine tolle Zeit, in der das liebevoll zusammengestellte fernsehprogramm das fest bereicherte und nicht einfach nur Staffage voller ewig öder Wiederholungen und uninteressanter Filme war.

Der Lonewolf Pete