Ich habe eigentlich nie Verachtung bei Bruno sen. gesehen, tut mir leid. Er hat sich nie um Bruno jr. gekümmert, aber "Verachtung" kann man das nicht nennen. Er konnte ihn nicht verstehen und hat die Gefährlichkeit seines Sohnes relativ schnell erkannt, das ist es.
Bruno sen. hat seinen Sohn verloren, egal, wie er zu ihm stand. Es ist vielleicht nicht unbedingt große Trauer, was er empfindet, vielleicht einfach nur das Gefühl, etwas versäumt zu haben. Und dieses Versäumnis kann er niemals mehr wieder gutmachen. Und das ist ein ganz schlimmes Gefühl. Anna ist seinem Empfinden nach daran schuld. Also ist er wütend, zornig, traurig, auf uns wirkt es heuchlerisch (meine Güte, ich schreibe über eine fiktive Serienfigur - aber letzten Endes kann man sich irgendwo doch reindenken), aber auch sein Verhalten ist für mich nachvollziehbar.
Und Sarah tut nicht so, als ob ihr der Freund genommen wurde, ihre Mutter hat ihn - ob unbeabsichtigt oder nicht - getötet. Innerlich fertig war sie auch keinesfalls mit ihm. Dass sie große Angst hatte, stimmt allerdings, ich bin jedoch sicher, wäre er am Leben geblieben, sie wäre immer noch bei ihm (aber das werden wir nie erfahren, die Lindenstraße-Autoren haben mal wieder einen interessanten Strang vorzeitig abgewürgt).
Das Bewußtsein hat sich geändert, das stimmt natürlich. Plötzlich ist er nicht mehr der brutale Schläger, er ist ein Sohn, ein Freund. Und beide, sowohl Sarah als auch Bruno sen., geben sich unbewußt eine Teilschuld an seinem Tod.
Ich sollte Lindenstraße-Psychologin werden :-)