Das ging ja rasend schnell: Ganze zwei Wochen, nachdem
Schmidt & Pocher in ihrer Premierensendung mit einem sogenannten "Nazometer" testeten, welche Begriffe man in der Öffentlichkeit aussprechen darf, ohne als Neonazi verdächtigt zu werden, meldete sich jetzt SWR-Intendant Peter Boudgoust auf einer Sitzung des Landesrundfunkrates zu Wort. "Ein solches lustvolles Überschreiten von Grenzen darf es im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht geben", empörte er sich und meint damit auch Oliver Pochers scherzhafte Anmerkungen, er habe "zu Hause einen Gasherd" und würde auch ab und zu "duschen". Das "Nazometer", eine Art Blinklicht, schlug mehrmals lustvoll aus.
Auch Majid Khoshlessan, ein Vertreter der Isrealitischen Religionsgemeinschaft, forderte Konsequenzen und monierte, dass man es nicht akzeptieren könne, dass ein gebührenfinanzierter Sender auf diese Weise mit der Naziideologie spaße. Jetzt bleibt zu befürchten, dass es, sollte die ARD tatsächlich Konsequenzen ziehen, zu einer (Achtung!) Gleichschaltung in den Köpfen deutscher Fernsehmacher kommt. Vielleicht sollte man aber die Satire noch klarer als solche kennzeichnen, z.B. mit einer permanenten Einblendung, möglichst blinkend. Das war jetzt übrigens eine ironische Anmerkung.
Bei den Äußerungen von Boudgoust und Khoshlessan handelte es sich allerdings weder um Spaß noch um Ironie. Die Sache ist so ernst, dass der "Vorfall" auf der Tagung der Intendanten am 19. und 20. November in Bremen diskutiert werden soll. Boudgoust wolle "eine solche Überschreitung der Grenzen [..] kein zweites Mal erleben".
Auslöser der aktuellen Diskussion um nazi-ideologisch belastete Begriffe war Eva Hermans Auftritt in der Talkshow von
Johannes B. Kerner (
wunschliste.de berichtete). Bereits Mike Krüger nutzte Hermans Vorlage und brachte die Thematik in seiner Sendung
"Krügers Woche" satirisch auf den Tisch, als er ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Autobahn geht gar nicht!" präsentierte. Das war aber im nicht-öffentlich-rechtlichen ProSieben und daher offenbar irrelevant.
Ob und wie Harald Schmidt auf die Attacke aus ausgerechnet seinem heimatlichen Schwabenländle reagieren wird, kann man nächsten Donnerstag nach den
"Tagesthemen" sehen.
09.11.2007 - Mario Müller/wunschliste.de
Quelle: Spiegel Online/Stuttgarter Nachrichten; Bild: ARD/Marco Grob
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