kleinbibo schrieb:
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> Kaschi schrieb:
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...
> > Anfang der 60er Jahre wurde in Fußballkreisen
> > leidenschaftlich darüber debattiert, ob der
> > deutsche Spitzenfußball "ausblutet", weil es
> > (noch) keine Profiliga gab und die Einführung
> > einer Bundesliga hoch umstritten war - "edle"
> > Verfechter eines hehren Amateurideals versus
> > Befürworter des Leistungsprinzips per
> > Berufsfußball.
>
> Das kommt mir irgendwie übertrieben vor, in
> England gab es doch schon praktisch seit immer
> professionelle Fußballer. Und die Bezahlung kann
> man ja nicht mit den heutigen Verhältnissen
> vergleichen. War das wohl eine Besonderheit von
> Deutschland oder gab es noch mehr Länder mit so
> einem Amateurfimmel?

Zumindest unter den "großen" Fußballnationen stellte die BRD diesbezüglich schon eine Besonderheit dar. Alle anderen hatten längst Profiligen. Bei den - damals - "kleineren " fällt mir Dänemark ein, deren höchste Liga lange Zeit (bis in die 90er?) mit Amateuren spielte (wenn ich es richtig behalten habe). Dementsprechend oft wechselten die dänischen Nationalspieler schon seit den 60er Jahren zu ausländischen Profiklubs.

> > Italien führte übrigens
> > ein paar Jahre später einen Ausländerstopp
> > ein, weshalb etwa Franz Beckenbauer nicht dorthin
> > wechseln konnte, was er wohl gerne getan hätte.
>
> Ach deswegen hat er dann im Kosmos gespielt?!

Die Italien-Wünsche hat Beckenbauer schon Ende der 60er geäußert, vielleicht auch, weil die Bayern für viele Fans so nach und nach zum Feindbild der Liga gerieten - und Beckenbauer mit seiner lässig-eleganten Spielweise schien diese Arroganz ganz besonders zu verkörpern. Das hat ihm sicherlich gestunken. - Zu Cosmos New York ist im Sommer 1977 gewechselt. Da wurde viel über seine Motive spekuliert: seine Karriere hatte den Zenit überschritten. Gleiches galt nach den Erfolgen 1972 - 1976 auch für die Bayern und für die Nationalmannschaft. War es die Herausforderung USA? Seine Ehe kriselte. Cosmos bot natürlich große Summen.

Darüberhinaus gab es möglicherweise ein sehr handfestes Motiv: die Steuerfahndung saß ihm im Nacken! Dazu heißt es im Buch von Torsten Körner: "Franz Beckenbauer - Der freie Mann" auf den Seiten 211/212:
"Auch Beckenbauers Steuerprobleme dürften ihm den Abschied aus Deutschland erleichtert haben. Schon 1970 hatte Robert Schwan [sein Manager] in der Schweiz eine Firma gegründet, mit dem Ziel, Steuern zu sparen. ... Dieses Steuersparmodell war von Anfang an fragwürdig und zweifelhaft, allerdings ... soll der Tipp dafür direkt vom damaligen Finanzminister Huber und anderen Landespolitikern gekommen sein; deshalb hätten er und Schwan im guten Glauben gehandelt, das steuersenkende Geschäftsmodell sei rechtens. ... Im Januar 1977 stand frühmorgens die Steuerfahndung in Grünwald vor Beckenbauers Tür, um belastendes Material sicherzustellen. Zum gleichen Zeitpunkt meldeten sich die Fahnder bei einer Reihe von Beckenbauers Geschäftspartnern. Zwar wurden die Finanzbeamten nicht in der Weise fündig, wie sie vermutet hatten. Aber Robert Schwan gab später zu, man sei vorgewarnt gewesen. Dass Franz Beckenbauer 1,8 Millionen DM Steuerschulden nachzahlen musste, was er dann auch tat, stand allerdings schon vor der Hausdurchsuchung fest."

Ähnliche "Hilfestellungen" nach dem Motto "Links antäuschen, rechts vorbei an den Gesetzeshütern" hat übrigens auch Gerd Müller in Anspruch genommen. Nachzulesen in Udo Muras/Patrick Strasser: "Gerd Müller - Der Bomber der Nation".