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"Alle ethischen Grenzen überschritten": Patientenschützer fordern Werbestopp für "Der Todespfleger" von RTL
geschrieben von: TV Wunschliste, 20.09.21 17:56
Große Aufregung um die Dokumentation "Der Todespfleger - Die Morde des Niels Högel": Seit heute liegt die vierteilige True-Crime-Doku über den Serienmörder bei TVNOW bereit. Der Krankenpfleger Niels Högel ist für eine der größten Mordserien der bundesdeutschen Kriminalgeschichte verantwortlich. Auch er selbst kommt in der Dokumentation zu Wort, was vielerorts für Kritik sorgt.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hat RTL aufgefordert, die Werbung für Produktion sofort zu stoppen. Laut Vorstand Eugen Brysch habe der Sender eine gesellschaftliche Verantwortung, der er unverzüglich gerecht werden muss. Es überschreite alle ethischen Grenzen damit zu werben, einen vielfachen Patientenmörder interviewt zu haben. Bereits zuvor gab es Kritik an der Doku seitens der Polizei und des Opferhilfevereins Weißer Ring. Es ist ein Schlag ins Gesicht der Opferangehörigen, ihn öffentlich sprechen zu lassen, äußerte sich Johann Kühme, Präsident der Polizeidirektion Oldenburg, in der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Karsten Krogmann, Sprecher des Opferhilfevereins Weißer Ring, stimmt ihm zu: Högel ist nicht nur ein verurteilter Serienmörder, er ist auch ein gutachterlich diagnostizierter Lügner. Er hat der Polizei, den Richtern und vor allem den Angehörigen seiner Opfer immer wieder ins Gesicht gelogen. Jedes weitere Wort sei ein Schlag ins Gesicht der Angehörigen der vielen Toten. Mit jemandem wie Högel spricht man nicht.

Das Landgericht Oldenburg hatte im Juni 2019 den damals 42-jährigen Niels Högel des Mordes in 85 Fällen für schuldig gesprochen. Angeklagt wurde er in 100 Fällen. Johann Kühme kritisiert einerseits, dass die Produktion der Geltungssucht von Högel in die Karten spiele. Jetzt darf er sich schon wieder als wichtig empfinden. Auch die Tatsache, dass im Fernsehen gezielt mit ihm geworben wird, unterstütze die Polizei auf keinen Fall. Dass die Doku als packendes Telefoninterview aus der JVA Oldenburg angekündigt wird, sei ein Werbefaktor, und den finde ich sehr fragwürdig und problematisch.

Die Oldenburger Polizei hat bereits Maßnahmen ergriffen und ihre Mitwirkung an der Produktion zurückgezogen. Dies sei im Vorfeld vertraglich geregelt worden. Sobald Niels Högel als Person in Erscheinung tritt - über Bild, Ton oder Telefon, wie auch immer -, dann machen wir nicht mit. Als die Polizei davon erfuhr, dass tatsächlich ein Interview mit Högel stattgefunden hat, bestand sie auf den Vertrag: Alles, was wir beigetragen haben, muss herausgeschnitten werden.

Ob RTL auf die geäußerte Kritik reagieren und der Forderung nach einem Werbestopp nachkommen wird, darf bezweifelt werden. Ein Statement des Senders in der Angelegenheit liegt nicht vor.

In seiner Funktion als Krankenpfleger in den Kliniken Oldenburg und Delmenhorst tötete der heute 44-jährige Niels Högel zwischen 2000 und 2005 fast täglich unbemerkt. An einem Ort, an dem Menschen eigentlich gesund werden sollen, suchte er sich seine Opfer. Högel spritzte Patienten ohne ärztliche Anordnung ein Mittel, das lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen sowie einen Blutdruckabfall auslöste - um sie anschließend reanimieren zu können. Högel suchte mit diesen Taten den Nervenkitzel und die Anerkennung seiner Kollegen. Er nahm in Kauf, dass Patienten sein perfides Spiel nicht überleben. Auch heute - über 20 Jahre nach dem ersten Mord - ist unklar, wie viele Opfer wirklich auf Högels Todeskonto gehen. Ermittelt wurde in weitaus mehr Fällen, doch nicht in allen Verdachtsfällen konnte die Todesursache zweifelsfrei nachgewiesen werden. Auch im Nachhinein zeigte Högel keine Reue für seine Taten.

Die TVNOW-Dokureihe will nun den drängendsten Fragen nachgehen: Wie konnte es zu dieser Vielzahl an Morden kommen? Und wieso konnte Niels Högel nicht früher gestoppt werden? Was für ein Mensch ist Niels Högel, was trieb ihn an? In dem vielfach kritisierten Telefoninterview aus der JVA Oldenburg sollen die Zuschauer Einsichten in die Motivlage des Serienmörders erhalten. Niels Högel erzählt aus seiner Sicht, warum er mit seinen Taten begann und weshalb er sich bei jeder Tat erneut bewusst für das Böse entschied. Högel erzählt von unglücklichen Lieben, der Sucht nach Aufmerksamkeit, seiner Kindheit und schließlich den Problemen, die er mit sich selbst hat.

Auf Basis dieses Interviews erstellt der Psychiater, Gerichtsgutachter und Experte für Serienmord, Reinhard Haller, ein Psychogramm von Niels Högel und entlarvt dessen Lügen und Beschönigungen. Darüber hinaus spricht Högels Vater Dietrich erstmals über die Kindheit und Jugend seines Sohns. Zudem kommen in der Doku-Reihe auch viele Angehörige seiner Opfer zu Wort und erzählen ihre Geschichte.

Das True-Crime-Genre boomt, daher ist es auch kein Wunder, dass der Fall Niels Högel Gegenstand von gleich mehreren TV-Projekten ist. Bereits vor einiger Zeit informierte TVNOW über eine Verfilmung als "Das weiße Schweigen". Hierbei handelt es sich um den ersten eigenproduzierten Spielfilm des Streamingdienstes, der zusammen mit der True-Crime-Doku zu einem späteren Zeitpunkt auch bei RTL linear ausgestrahlt werden soll. Unabhängig von den TVNOW-Produktionen wurde der Fall auch von Sky aufgerollt. Für seinen neuen Sender Sky Crime entstand eine weitere Dokureihe namens "Schwarzer Schatten - Serienmord im Krankenhaus", die von Kinescope Film mit Unterstützung von Radio Bremen produziert und Anfang August ausgestrahlt wurde.

20.09.2021 - Glenn Riedmeier/TV Wunschliste
Bild: TVNOW


[www.wunschliste.de]

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