Schwer enttäuscht!
geschrieben von:
yrkoon, 26.12.16 10:42 |
Da erwartet man das übliche RTL Billig-Gedöns mit Explosionen und Ballern und Explosionen und T*itten und Explosionen und albernen Dialogen, die einem den letzten Nerv töten und vor allem Explosionen und Ballern und insgesamt max. 2mm Tiefgang, so dass man spätestens nach zwei Minuten zum Weiterzappen gezwungen ist.
Und was bekommt man ?
Einen aus meiner Sicht bisher gelungenen "Reboot" der Karl May Franchise, die sich wohltuend deutlich von der 60er Jahre Version absetzte.
Ein bisschen erinnert mich das an die Dracula Filme, bei denen lange Zeit eine Alternative zu Bela Lugosi so gut wie undenkbar war - bis Christoper Lee ankam.
Ja, es gibt ein paar fragwürdige Entscheidungen in der Umsetzung.
Das gilt insbesondere für die Schamanin Ntscho-Tschi. Indianerfrauen mögen wohl gute Fähigkeiten gehabt haben (müssen), ihre Familie notfalls allein durchzubringen, denn die Herren Krieger waren SO edel auch wieder nicht, dass sie einander nicht bei sich bietenden Gelegenheiten gegenseitig abgeschlachtet hatten - und wenn's nur für ein paar Pferde war.
Aber von Schamaninnen hat man m.W. wohl weder bei KM noch bei anderen bekannten Indianerromanschreibern gelesen; mag aber sein, dass auch letztere ein AfD/CSU-gefälliges Frauenbild hatten. Ein bisserl überladen wirkt diese moderne Ntscho-Tschi Figur daher, allerdings ist sie dann auch nicht nur auf "lieb gucken" reduziert".
Das Weglassen von Klekhi-Petra war jetzt nicht der GROßE Verlust für die Story und erspart uns die manchmal lästige Deutschtümelei von May.
Die Reduktion des Kiowa-Parts auf einen heruntergekommenen Tangua ist da schon tiefgreifender und weiter reichenderer Einschnitt; vllt. wollte man den Kiowa-Apachen Konflikt weglassen, weil man den praktisch auch nur aus dem 60er Film hätte kopieren können. Die dadurch frei gewordene Zeit wurde ja durchaus sinnvoll genutzt.
Der Nachtangriff der Apachen auf das Camp bzw. den Ort habe ich als ziemlichen Schnitzer empfunden, weil da diverse Schriftsteller m.o.w. übereinstimmend die Abneigung der Indianer gegen sowas "dokumentiert" haben. Und ganz sicher wäre sowas kaum als Fackelzug auf indianischer Seite abgehandelt worden.
WWM hat mir gut als Old Shatterhand gefallen und sah m.E. dem echten Karl May auf jeden Fall ähnlicher als Lex Barker es getan hat. Auch die manchmal etwas naiven Züge ("Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass ich zuhause Mitglied im Boxverein boxe") waren für einen Neuankömmling in Amerika glaubwürdig.
"Winnetou" hat's natürlich extrem schwer, Pierre Briece vergessen zu lassen -vor allem bei denen, die die 60er Jahre KM-Filme gesehen hatten, als sie selbst zwischen 6 und 13 waren -, muss man sehen, ob es ihm zumindest gelingt, ihn verblassen zu lassen; das ist dann halt mal so. Irgendwie wurde ihm auch etwas weniger "Raum" zugestanden, als man erwartet hätte; bisher hätte die erste Folge fast eher "Old Shatterhand" heissen können.
Mit Sam Hawkens konnte ich mich bei KM schon nie so recht anfreunden, von daher kommt mir dessen spärlicher Einsatz zwar gestern irgendwie entgegen, aber man muss auch bedenken, dass dieser "Old Shatterhands" erster Wildwest-Lehrmeister war; da fehlt irgendwie was; aber nicht jeder Regisseur kann sich neun Stunden Wiedergabezeit für "so gut wie nix" wie Jackson gönnen. Vom Aussehen her scheint mir aber Ralf Wolters doch eher dem May'schen Hawkens entsprochen zu haben.
Rattler ist wirklich gut gelungen, so hat man ihn sich immer schon vorgestellt.Fertig.
Die Dialoge waren auch weit besser als erwartet und RTL zugetraut.
Alles in allem lautet mein bisheriges Urteil nicht etwa :"Hätte schlimmer kommen können", sondern "Kommt gut". Mal sehn, ob es so bleibt.