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Re: "Wetten, dass..?": Ein paar Gedanken zum Abschied
geschrieben von:
Atavist, 13.12.14 08:43 |
Seine Gedanken zum Abschied hat auch ein ehemaliger "Wetten, dass ..."-Mitarbeiter für einen Artikel in der aktuellen "TV Spielfilm" niedergeschrieben. Vor allem die folgende Passage bringt auf den Punkt, warum es so kommen musste, besonders die Worte von Alexander Arnz.
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Dass Thomas Gottschalk zwei Monate später seinen Ausstieg bekanntgab, überraschte mich nicht. Dass er noch sieben Shows moderierte, war dem Bitten des Intendanten zu verdanken, aber vermutlich auch den langfristigen Mietverträgen mit sechs Hallen und dem Coliseo Balear auf Mallorca geschuldet.
"Ich rate dem ZDF, die Show einzustellen, sobald Thomas Gottschalk nicht mehr will. Sonst wird sie einen ständigen Niedergang erleben." Das ist ein Zitat aus dem Jahr 2002. Alexander "Sascha" Arnz, Regisseur der ersten 136 "Wetten, dass ..."-Ausgaben, sagte mir die Sätze in einem "TV Spielfilm"-Interview zu seiner Pensionierung. Frank Elstner war damals sauer. Sein langjähriger und verdienter Regisseur, so ließ er mich am Rande eines ARD-Pressetermins wissen, irre sich. Heute ist klar: Er irrte sich nicht.
Die 13 Millionen Zuschauer bei Markus Lanz' Premiere waren angesichts der großen Neugier einer ganzen Fernsehnation vorauszusetzen. Der Effekt verpuffte aber schnell. Stattdessen merkten die Zuschauer, dass sie an Markus Lanz plötzlich vermissten, was sie an Gottschalk immer so blöd fanden: die affigen Klamotten, die Gleichgültigkeit den Gästen gegenüber, mangelnde Vorbereitung ...
Unter Markus Lanz sollten die Wetten im Vordergrund stehen und die Promis journalistisch angehauchte Fragen beantworten, die ein Talkshow-erfahrener Moderator von Karten abliest. Das Dumme war nur, dass genau das ein 30 Jahre altes Fernsehkonzept war, das längst gescheitert wäre, hätte Thomas Gottschalk es nicht bewusst ignoriert und in eine One-Man-Show umgewandelt. Dass Lanz und seine Produktionsfirma nun als Heilsbringer in den Quotenkampf zogen und Gottschalks zurückgelassener Garde das Gefühl gaben, bislang alles falsch gemacht zu haben, vergiftete die Stimmung auch hinter den Kulissen. Ich war nicht mehr dabei, hörte aber genug Klagen aus der alten "Wetten, dass ..."-Familie. Die früheren Königskinder der ZDF-Unterhaltung fühlten sich vom Stiefvater Lanz ungeliebt und unkten, dass das Märchen kein gutes Ende finden würde.
Im Sommer 2013 flog ich nach Mallorca, um privat die Sommerausgabe im Coliseo Balear zu besuchen. Ich war es leid, seit 2010 immer erzählen zu müssen, dass meine aktive "Wetten, dass ..."-Zeit mit Samuel Kochs Unfallsendung endete. Ich ahnte nicht, dass ich an diesem Abend einen dem Tode nahen Fernsehsaurier erleben würde. Die Wetten fand ich gut, Stefan Raab mit seiner Duschkopf-Schleichwerbung durchaus witzig, aber Jürgen Drews, Mickie Krause, die Geissens und die Buh-Rufe bei der Limbo-Pleite machten deutlich, dass "Wetten, dass ..." seine Grandezza verloren hatte.
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