Re: FAZ: Horst Tappert war bei der Waffen-SS
geschrieben von:
Rosalia, 30.04.13 17:27 |
Es gibt und gab doch auch unterschiedliche Formen von Zwang. Einer meiner Opas war Staatsangestellter in einer niedrigen Position, also kein "grosses Tier". Ihm wurde von seinen Vorgesetzten nahegelegt, der NSDAP beiztreten, um in eine hoehere Position aufzusteigen. Mein Opa hat das nicht gemacht, da er der Nazi Ideologie nichts abgewinnen konnte. Er ist, bis er schliesslich als Soldat eingezogen wurde, auf seinem kleinen Posten geblieben, was fuer die Familie viele finanzielle Nachteile bedeutet hat. Allerdings wurde er nicht koerperlich bedroht, und ihm wurde auch keine Gefaengnis etc. angedroht.
Ich weiss von anderen Menschen, die in einer aehnlichen Situation eine andere Entscheidung getroffen haben, die mir spaeter sagten, dass sie das nach dem Krieg bereut haben.
Aehnlich gelagerte Entscheidungen mussten doch auch von vielen Menschen in der DDR getroffen werden: Soll man der SED beitreten, damit die Kinder einen Studienplatz bekommen oder nicht? Wieviel Nachteile ist man bereit, fuer seine Ueberzeugung in Kauf zu nehmen?
Diese Art von Entschedigungen meine ich, und auch da behaupte ich nicht von mir, mich besser oder "moralischer" entschieden zu haben (um mal direkt dem Vorwurf der Selbstgerechtigkeit vorzubeugen). Ich beschaeftige mich halt sehr mit Fragen dieser Art, auch aus beruflichen Gruenden. Der junge Soldat, der vor die Entscheidung gestellt wird, entweder der SS beizutreten oder an die Front geschickt zu werden, was einem Todesurteil gleichkommt, ist eine ganz andere Sache.
Rosalia