Stuckrad-Barre ist genau meine Generation, und ich halte ihn mit seiner Art für eine Art Vorreiter.
Wenn man "meiner Generation" pauschal etwas vorwerfen muss, dann sicherlich, dass sie so sozialisiert wurde, das keine Position mehr gefestigt ist. Alles wird schwammig und verhandelbar, und entsprechend winden sich die Leute wie ein Aal um jedes feste Gedankenkonstrukt.
Diese Generation hat gelernt, dass Inhalte keine Rolle spielen, solange man sie nur laut genug und lange genug verbreitet. Klare Haltung war vorgestern, das Rückgrat bleibt flexibel, und die Form ist wichtiger als der Inhalt. Einen Großteil der Menschen würde ich auch selbstdarstellerischer Egozentriker bezeichnen wollen, die sich permanent in der Selbsfindung erschöpfen, weil "Stagnation der Tod ist".
Die Berufswelt tut ihr Übriges dazu, indem sie für junge Berufseinsteiger schon einen Anforderungskatalog stellt, der mit der Realität schon nicht mehr vereinbar ist, so dass "Generation Stuckrad-Barre" darauf reagiert, indem sie blendet und wiederum mit einer völlig überzogenen, fast selbsironieren Selbstcharakterisierung antwortet, die mit den realen Fähigkeiten auch wieder nichts gemeinsam hat.
Der ganze Zynismus ist vielleicht auch als Reaktion auf ein sich im stetigen Wandel anmutende Welt zu verstehen, in der eigentlich Alle nur darauf warten, dass dieses fragile Lügengerüst des Hedonismus, der überbordenden Selbstdarstellung, der Eitelkeiten und Selbstüberschätzungen endlich mal auseinanderbricht. Überhaupt hat man als Baby der 70er spätestens seit den 80ern nur noch eine sich zerfallende Umgebung, für die Optmismus und Fortschrittsglauben Utopien von gestern sind.
Um bei den Blaupausen zu bleiben, denke ich, dass in Stuckrad-Barres und meiner Generation noch eine gehörige Portion dessen steckt, was man in "Generation X" [
de.wikipedia.org] lesen kann, gepaart mit großer Konsumgeilheit, Selbstinszenierung und dem Bewusstsein, in einer fragilen, instabilen Welt bestehen zu müssen, in der man an nichts aus der Vergangenheit mehr anknüpfen kann.