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Re: Die Wannseekonferenz
Viele, sehr viele haben keineswegs aus Angst "Heil Schickelgruber" geschrien. Gegen Ende der 30er Jahre hätte Hitler selbst in freien und geheimen Wahlen mit Sicherheit 90+% bekommen. Der Wirtschaft ging es blendend, obwohl keine freie Marktwirtschaft und die Arbeitslosigkeit war fast bei Null. Daß der Aufschwung dank Hijlmar Schachts Mefo Wechsel bloß auf Pump gebaut war und daß die ganze nationalsozialistische Wirtschaftspolitik auf Krieg ausgerichtet war, haben die meisten Leute damals nicht erkannt. Außerdem war Deutschland bis zur Katastrophe vor Moskau Ende 1941 immer sehr erfolgreich gewesen. Bis zum September 1939 hatte es Hitler, dank der "friedensliebenden" Dummheit Englands und Frankreichs, immer wieder geschafft, schier unglaubliche aussenpolitische Erfolgge zu erzielen, ohne auch nur einen Schuss abfeuern zu müssen. Für viele Deutsche war Hitler bis 1939 geradezu ein Friedensengel. Obwohl in den meisten Aspekten der Staatsführung ein wahrer Dilettant, hatte Hitler eine unbestreitbare riesengroße Fähigkeit : Er konnte Menschen durch seine Selbstüberzeugung, seinen Fanatismus und mit seiner selbstverliebten Ausstrahlung von sich einnehmen. Weder die Anhänger, die in den frühen Jahren der NSDAP persönlich zu Hitler stießen, noch die millionen Fans, die ihn lediglich als den "fernen" Führer kannten, mußten durch die GESTAPO gezwungen werden, "ihren" Führer zu lieben. Nach dem verlorenen 1. Weltkrieg, dem "schmachvollen" Versailler Vertrag, den jahrelangen alliierten "Demütigungen" (Ruhrbesetzung, Rheinlandbesetzung, Dawes Plan etc.), dem bitteren wirtschaftlichen Elend nach dem Wall Street Crash, gab Hitler mit seinem radikal völkischen Chauvinismus vielen Leuten das Gefühl, "die Deutschen" seien wieder wer. Und, wie gesagt, fanden viele Deutsche den Typen einfach ziemlich cool. Hitler war in gewisser Weise der Polit Robbie Williams der Deutschen in den 30ern. Abgesehen davon gab es spätestens seit der Reichsgründung 1871 in Deutschland, aber auch in der deutschsprachigen k.u.k. Monarchie (also Hitlers Heimat) einen immer stärker werdenden Antisemitismus, der sich spätestens in den frühen 90er Jahren des 19. Jahrhunderts mit den völkischen Ideologien verbindete (Alldeutscher Verband, Theodor Fritschs "Hammer" Bewegung etc.). Daher störte es viele Deutsche keineswegs, daß Hitler und andere führende Nazis ihre aggressiv antisemitischen Parolen in die Menge schrien. Daß das keineswegs eine begeisterte Zustimmung zum millionenfachen Völkermord bedeutete, ist wohl klar. Es hatte ja durchaus seinen Grund, warum der Holocaust nicht an "die große Glocke" gehängt wurde. Übrigens hatte selbst Hitler bis 1941 (!) keineswegs vor, sämtliche Juden im Herrschaftsbereich des Reiches physisch zu vernichten. Obwohl es keinen schriftlichen Führerbefehl gab, geht man heute davon aus, daß der Holocaust in geheimen 4 Augengesprächen zwischen Hitler und Himmler erst iim Spätsommer / Herbst 1941 beschlossen wurde. Also noch einmal : Die meisten haben aus Begeisterung und keineswegs aus Angst mitgeschrien.
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