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Re: Der Film "Ist das Leben nicht schön?" im ZDF
Habe den Film gestern das erste mal gesehen, und mir hat er nicht gefallen. Viele der Punkte die mich gestört haben, kann man dem Film zwar aufgrund des hohen Alters eigentlich nicht vorwerfen (zum damaligen Zeitpunkt war er sicherlich in einigen Punkten herausragend), aber wenn ich ihn nach heutigen Maßstäben bewerte, dann ist er für mich ziemlich schwach. Meine Hauptkritikpunkte wären:
1) Ich finde dass Stewart sehr schlecht spielt. Das ist - abgesehen von 2-3 sehr gelungenen Stellen - einfach zu overacted. Dass er als 40 jähriger noch einen 20-jährigen darstellen soll, kann man ihm natürlich nicht anlasten, wirkt aber dennoch etwas beknackt. 2) Die Figur des George Baily fand ich komplett nervig, blöd und auch auch sehr unsympathisch. Diese Hausbesuch-Szene bei seiner bald-Ehefrau z.B., was war denn das für ein blödsinniges Verhalten? Und wieso - wenn man schon selber so blöd ist, seinem offensichtlich schon leicht senilen Onkel die Geldübergabe anzuvertrauen - muss man diesem Onkel dann auch noch komplett zur Sau machen, wenn er eben das macht, womit man rechnen konnte? (nämlich das Geld irgendwann mal zu verlieren) 3) Die anderen Figuren waren allesamt deutlich zu Klischeehaft. Insbesondere die Figur des Potter. Sehr viel übertriebener geht es ja wohl nicht, fehlt ja nur noch die Katze, dann könnte er in jedem James Bond Film als Bösewicht durchgehen. 4) Ein bißchen unzufrieden bin ich ebenfalls mit des Message des Films. Fangen wir mal mit dem Schluss an: letztendlich gibt es eben doch das Happy-End nicht etwa weil die Hauptfigur so viele Freunde hatte, sondern weil diese eben Geld locker gemacht haben für ihn. Auch wenn das eine ohne das andere natürlich nicht geht, aber das fand ich irgendwie nicht so besonders gelungen. Auch finde ich die Moral der Geschichte, nämlich dass man letztendlich zum eventuellen Wohl der anderen auf sein eigenes Glück komplett verzichten sollte, etwas unglücklich. Das wäre auch nicht ganz so unangenehm aufgefallen, wenn die Hauptfigur sich wenigstens freiwillig und aus Herzen dazu entschieden hätte, tatsächlich aber hat George Baily eigentlich ständig über seine verpassten Chancen rumgejammert. 5) Das gehört zwar jetzt definitiv zu dem angesprochenen Alter des Films, aber die Szene in der Clarence erst zögert zu erzählen was aus Mary geworden ist ("oh mein Gott! eine alte Jungfer!"), ist einfach lächerlich. "Dein Bruder ist übrigens mit 9 gestorben....aber das furchtbare Schicksal deiner Frau möchte ich dir nicht erzählen." 6) Was die Inszenierung betrifft hat es mir nicht gefallen, dass der erste Teil deutlich zu lang, der zweite Teil (der "was wäre wenn" Part) deutlich zu kurz ist. Und ein ganz grosser Schwachpunkt des zweiten Teils ist, dass sich George Baily - wie immer, der Typ ist wie gesagt einfach nur strunzdumm - eigentlich bis wenige Sekunden vor Ende komplett dagegen sträubt etwas zu lernen. Er versucht minutenlang, und das obwohl er nun genügend gesehen haben sollte um tatsächlich an diesen Engel zu glauben, jedem einzelnen einzureden, dass er ihn doch kennen müsse und bla bla. Es hätte an dieser Stelle doch deutlich mehr Wirkung erzielt, wenn er dies still beobachtet hätte, ggf. Leute gefragt hätte, warum sie so geworden sind, wenn er eben nach und nach einsichtig geworden wäre, das sein Leben eben doch nicht so sinnlos war. Stattdessen aber hatte es nun den Anschein, dass er erst dann wieder "zurück" wollte, als er erkannte, dass seine Frau hässlich und für ihn unerreichbar geworden ist. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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