Re: Horst-Wessel-Lied bei ORF-Show "Die große Chance"?
geschrieben von:
Rosalia, 01.10.11 02:58 |
Natuerlich ist es manchmal schwer, bei diesen Veraenderungen auf dem laufenden zu bleiben :)vor allem, wenn es um eine Gruppe geht, mit denen man im Alltag keinen taeglichen Umgang hat. So ist das fuer die Begriffe "Indianer" und vielleicht auch "Neger" in Deutschland sicherlich der Fall. Das ist weit weg.
Ich werde allerdings hier im amerikanischen Sueden fast taeglich (und ich uebertreibe hier nicht) mit Rassismus konfrontiert. Worte wie "negroe" werden gebraucht um, indirekt, eine bestimmte Geisteshaltung zum Ausdruck zu bringen. Darauf angesprochen wuerde aber jeder, der das Wort benutzt, von sich behaupten, kein Rassist zu sein. Viele Leute sind natuerlich auch einfach ignorant, dass will ich nicht leugnen. Eine zu grosses Ausmass an Ignoranz kann jedoch auch schon wieder rassistisch sein.
Was ich meine ist folgendes: Wenn man in einem Umfeld lebt, in dem noch vor 50 Jahren schwarze Kinder bespuckt und bedroht wurden, die eine weisse Schule besuchen wollten (The Little Rock Nine), sollte man mit Worten und Bezeichnungen fuer diese Menschen sehr sensibel umgehen, und sich nicht hinter einer gespielten Naivitaet oder tataechlichen Dummheit verstecken. Heute ist es einfach ein Ausdruck von Geringschaetzung, jemanden als "negro" zu bezeichnen. Die Tatsache, dass manche Schwarze sich selber selbstironisch so nennen, weil sie damit genau auf diese juengste Vergangenheit hinweisen wollen, gibt mir als Weisser nicht das Recht, das im Alltag auch zu tun.
Das macht auch den Unterschied aus zwischen "Neger" und "Friseuse" aus: Friseusen waren, meines Wissens nach, niemals eine unterdrueckte Minderheit. Da kann ich dann schon eher sagen: "Stellt euch mal nicht so an."
Interessanterweise bleibt der Ausdruck "Negro" als Name traditioneller Universitaeten oder anderer Einrichtungen, die mal "extra" fuer Schwarze da waren, in einigen Faellen weiterhin bestehen. So gibt es zum Beispiel den "United Negro College Fund", eine philantropische Einrichtung zur Unterstuetzung schwarzer Studenten. Allerdings klingen diese Namen sehr altmodisch und historisch und wecken Assoziationen an diese ersten Versuche der Schwarzen, Gleichberechtigung zu erlangen. Heute wuerde man ein moderne Einrichtung nicht mehr so nennen.
Rosalia