Der Medienrat der Landesmedienanstalt Saarland (LMS) hat in einer Resolution scharfe Kritik an Programminhalten der Privatsender geübt. 25 Jahre nach dem Start des deutschen Privatfernsehens sei nun festzustellen, "dass erhebliche Teile des Privatfernsehens in Deutschland ihrer öffentlichen Aufgabe nicht genügen".
Einige Formate gefährden nach Ansicht des Medienrats "in ihrer Gesamtheit oder zumindest in einzelnen Sendungen des jeweiligen Formats die Legitimität von Privatfernsehen dauerhaft". Beispielhaft genannt wurden in diesem Zusammenhang
"Big Brother",
"Erwachsen auf Probe", "UFC (Ultimate Fighting Championship)",
"Deutschland sucht den Superstar" und das
"Dschungelcamp". Unter anderem sei die "mediale Inszenierung von Babys, Kindern und Jugendlichen" aus ethischen Gründen abzulehnen.
Kritisiert wurde auch "die stark rückläufige politische Berichterstattung in den privaten Vollprogrammen". Bei RTL und Sat.1 habe der Anteil der Politikberichterstattung in den Hauptnachrichtensendungen im Jahr 2008 nicht mehr als vier bzw. drei Minuten betragen. Der Medienrat spricht sich daher für eine Präzisierung des Begriffs "Vollprogramm" im Hinblick auf den erforderlichen Nachrichtenanteil aus.
Getadelt wird ferner, "dass die privaten Veranstalter bislang zu wenig Sendeformate entwickeln, die helfen, die Medienkompetenz der Zuschauerinnen und Zuschauer zu fördern". Von den Privaten sei zu erwarten, dass sie "ihrer gesamt-gesellschaftlichen Verantwortung genügen" und Menschen nicht "weiterhin zum Gegenstand voyeuristischen Interesses" machen. Weitere Kritik richtete sich gegen die Arbeit der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF). Deren Positionen seien teilweise nicht in Einklang zu bringen mit einem effektiven Kinder- und Jugendschutz.
Als Konsequenz strebt der Medienrat eine "Fortentwicklung des Medienrechts" an. Die Resolution wird dem saarländischen Landtag und der Landesregierung übergeben.
17.07.2009 - Michael Brandes/wunschliste.de
Quelle: lmsaar.de
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