Warum ist mein Rohtenburg Thread gestern gelöscht worden? (Sendeschluss Forum). Ich hatte da aufmerksam gemacht, daß der Film nicht im Kino läuft. Vielleicht wird er nie laufen, nicht mal im Fernsehen. Dann hätte man sich das Geld für den Film auch sparen können. Man wusste doch sicher, daß es ein Problemfall werden könnte und der Täter hat ja das Recht, einen solchen Film zu verbieten. Allerdings ist ja nicht sicher, um was es genau in diesem Film geht. Vielleicht haben nur ein paar wenige vorab den Film gesehen: Juristen oder Medienleute vielleicht.

Sperren eines Films ist nicht das erste Mal der Film:
es gab den Fall Lebach, Soldatenmord im Saarland. Eines der Täter verbot einen Film darüber, dass seine Resozialisierung gefährdet sei. Das Gericht gab ihm Recht. So wurde ein 2-Teiler im Fernsehen über Lebach verboten, der 1972/73 gezeigt werden sollte und der kam bis heute nie ins Fernsehen.
Eine Ausnahme war der Fall Lebach in der SAT 1 Reihe Verbrechen, die Geschichte machten. 1996 sollte der Film gezeigt werden, aber auch da gab es dieses Verbot. Nur die anderen Folgen der Reihen durften gezeigt werden.
Anfang 2005 wurde allerdings die gesamte Reihe gezeigt, auch der Fall Lebach. SAT 1 bekam diesmal vor Gericht Recht, den Film endlich zu zeigen und er wurde auch gezeigt.

Dann der Fall des Erpressers Dagobert. Der liess auch einen Film sperren, wegen Persönlichkeitsrechten und Resozialisierung. Es handelte sich um den Tatort Dagoberts Enkel von 1999. Allerdings entsprach das Gericht der ARD, den Film doch zu zeigen. Der Film zeige ja nicht den Fall Dagobert, sondern eines anderes Erpressers, der sich nur Dagoberts Enkel nennt. Allerdings gab es vor dem Film eine Texteinblendung, daß dieser Tatort nichts mit dem eigentlichen Falle Dagobert zu tun hat.

In Deutschland nimmt man das Persönlichkeitsrecht doch ernst. So kann es hin und wieder vorkommen, daß reale, im Film nachgestellte Fälle eine Zensur erhalten oder gesperrt werden.

Die Entscheidung im Falle Kannibale von Rotenburg kann ich schon nachvollziehen. Wenn der Film gezeigt würde, könne man ihn für alle Zeit für den bösesten Menschen Deutschlands halten und er könnte sich nie mehr frei bewegen, wenn er aus der Haft draußen ist. Was der Kannibale getan hat, war zwar schlimm, grauenhaft, unbegreiflich, aber er hatte nicht einen Menschen getötet, weil er es unbedingt wollte, sondern weil das Opfer ihn noch gebeten hatte und außerdem ist der Kannibale sicher ein kranker Mensch, denn, ein Mensch, der einen auf Verlangen tötet, zerstückelt und teilweise verspeist, der gehört an sich nicht in einen normalen Knast, sondern in die Psychiatrie und braucht vielleicht bis an sein Lebensende seelische Hilfe, daß er so etwas nie mehr macht oder an so etwas denkt. So ist der Kannibale Täter und Opfer zugleich, der er aus meiner Sicht nicht ganz zurechnungsfähig ist.