Habe gerade den Thread von SAS Prinz Malko "hier mal meine Meinung" gelesen und weil ich nicht ungelesen im Archiv verschwinden will, hier noch ein Nachschlag dazu als neues Thema:

"Hanna Barbera (so wie Yogibear oder Pixi und Dixi) habe ich schon immer sehr schwach gefunden..." (SAS Prinz Malko)
Also, ich bin vermutlich alles andere als objektiv gegenüber Hucky, Yogi usw. Die gehören zu meinen frühesten positiven TV-Erinnerungen überhaupt und sicherlich bin ich da ziemlich voreingenommen. Trotzdem glaube ich, da widersprechen zu müssen.
1. William Hanna und Joe Barbera haben sich in den USA als Schöpfer der liebevoll-chaotisch gezeichneten "Tom und Jerry"-Serie für MGM einen Namen gemacht. Wie die anderen Zeichentrick-Klassiker auch dienten "Tom und Jerry" als Kino-Vorprogramm, als "Vorspeise" zum Hauptfilm. Der Bedarf an Animationsfilmen hielt sich bis in die 50er Jahre durchaus in überschaubaren Grenzen. Deshalb waren diese Vorfilme meistens auch gründlicher und sorgfältiger gearbeitet als heutige Serien (von Ausnahmen abgesehen).
2. Als das Fernsehen das Kino mehr und mehr zurückdrängte, schloß MGM sein Zeichentrickstudio. Hanna und Barbera machten sich selbständig mit eigens fürs TV produzierten Zeichentrickserien. Dazu entwickelten sie die "Limited Animation", einen Stil, bei dem Hintergründe nur verschoben zu werden brauchten, um die Illusion von Bewegung zu erzeugen und die Figuren nur jeweils einzelne Körperteile bewegten (etwa nur den Mund oder nur Arme/Beine), wodurch etliche Sequenzen sogar wiederverwendbar wurden. Der Output an produziertem Material erhöhte sich dadurch enorm, was dem viel größeren Bedarf an Sendematerial des Fernsehens entsprach - mit großem ökonomischen Gewinn.
3. Zumindest in den Anfangsjahren von "Hanna-Barbera" wurde aber viel Wert auf die Entwicklung der Persönlichkeit der agierenden Hauptfiguren gelegt - und auf originelle Stimmen. Die erste Serie "Ruff and Reddy" kenne ich nicht, aber dann kam "The Huckleberry Hound Show", bei uns "Hucky und seine Freunde" (mit Yogi Bär, Boo Boo, Ranger Smith, Kater Jinks, Pixie und Dixie, später Yakky Doodle und Chopper), später dann u.a. "Familie Feuerstein" und "Die Jetsons". Als Kind war ich begeistert! "Hucky" ist seit den 60ern bei uns nie mehr gelaufen, weshalb ich mir vor einiger Zeit das Originalmaterial aus den USA besorgt habe. Natürlich gibt es auch dämliche Episoden dazwischen, sich wiederholende Gags und solche, die beim besten Willen keine sind. Aber viele Folgen haben mir auch heute noch, beim Wiedersehen, gefallen, sind wirklich originell - trotz der "Limited Animation". Wenn Hucky etwa in diverse Rollen der amerikanischen Heldenepen schlüpft und dort eine Pleite nach der anderen produziert, das aber mit einer Mischung aus Gleichmut und Melancholie und breitem Südstaatler-Slang wegsteckt, letztlich meistens per Zufall doch obsiegt, immer noch genauso gleichmütig, dann ist das wirklich amüsant, auch für einen erwachsenen Zuschauer. - Wenn Kater Jinks bei der Jagd auf die Mäuse Pixie und Dixie wie gewöhnlich eins aufs Dach kriegt, kommentiert er das häufig sehr sarkastisch mit Blick auf die TV-Zuschauer, weshalb das schon was Anderes ist als ein bloßer Abklatsch von "Tom und Jerry". - Und bei Yogi kann ich mich noch an die damalige, kernig-drollige Synchronisation von Eduard Wandrey erinnern, die allein schon witzig war. - Natürlich ist die Handlung meistens vorhersehbar - aber darum geht es auch nicht! Wie schon bei Tom und Jerry nicht! - Und zumindest am Anfang hatten auch die eingeschränkten Bewegungen der Akteure was Witziges an sich, vor allem beim explosionsartigen Losrennen.
4. Der "Hunger" des Mediums TV führte dann aber dazu, daß immer schneller immer mehr produziert werden mußte und die Sorgfalt bei der Gestaltung der Charaktere wie der Gags doch arg litt. Vieles wiederholte sich. Unter vielen Hanna-Barbera-Fans gilt die Phase von 1957 bis zu Scooby Doo Ende der 60er als Glanzzeit - danach ging's bergab. Ich denke, diese Tendenz hält bis heute an, und zwar nicht nur, was Hanna-Barbera betrifft. Wobei ich hinzufügen muß, daß ich mich bei späteren Trickserien kaum auskenne. Nur, sobald ich mal irgendwo was mitkriege, ödet es mich nur an und ich entdecke keinen Grund, mich näher damit zu befassen. Will sagen, es kann durchaus sein, daß da die eine oder andere "Perle" an mir vorbeigegangen ist. Aber die Grundtendenz dürfte trotzdem stimmen.