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Re: Homöopathie
Hier passiert offenbar wiedermal das, was die Presse unentwegt macht: Sie greift eine Expertenmeinung aus dem Zusammenhang heraus und schneidert sich einen Artikel drumrum. So erfuhren wir vor ein paar Jahren, dass Bier viele B-Vitamine enthält und daher sehr gesund ist (das sind andere B-Vitaminträger auch, und Bier in großen Mengen schadet – trotz der Vitaminversorgung – nach wie vor), dass Passivrauchen schädlicher ist als selbst zur Kippe zu greifen (mit dem Argument, der Passivraucher nähme in einem verräucherten Raum mehr Schadstoffe auf, weil dort viele Menschen rauchen – das tut der Raucher in diesem Raum aber ebenfalls ... zusätzlich zur eigenen Kippe) und dass Salat ungesund ist, weil er kaum Nährstoffe enthält (Fett und Zucker enthält er aber auch nicht, und damit ist er als Zwischenmahlzeit oder Sättigungsbeilage immer noch wesentlicher gesünder als Chips oder Schokolade).
Was Pollmer (den ich übrigens für einen klugen Menschen und einen hochinetressanten Ernährungswissenschaftler halte) da schreibt, stimmt natürlich: Man kann sich mit Wasser vergiften. Ich habe auch über solche Fälle gelesen. Aber da ging es nicht um Leute, die zwei oder drei Liter pro Tag getrunken haben, sondern um solche, die (bei gleichzeitigem hohen Mineralmanko durch Schwitzen, extreme Diät oder Durchfall) Unmengen von einfachem Wasser zu sich genommen haben, was die restliche Mineralausstattung des Körpers zusätzlich ausdünnte und so zu gesundheitlichen Problemen und sogar zum Tod führte. Die beiden Fälle, die ich kenne, waren einmal ein Amerikaner, der für eine Wette rund 20 Liter Wasser in nur wenigen Stunden trank und dann an einem Kreislaufzusammenbruch starb, und zum anderen ein Marathonläufer, der bei schweißtreibenden, hochsommerlichen Temperaturen über zehn Liter Leitungswasser in zwei Stunden schluckte und dann zusammenbrach (jeder Sportler weiß eigentlich, dass er mineralisierte, isotonische Getränke zu sich nehmen sollte). Diese Beispiele hat Pollmer angeführt, und damit hat er völlig recht: Sinnlose, unphysiologisch hohe Wasseraufnahme kann schaden. Wenn ein Mensch säuft wie ein Pferd, darf er sich nicht wundern, wenn sein Kreislauf schlapp macht. Aber das als Gegenargument anzuführen gegen die Empfehlung, über den Tag verteilt zwei bis drei Liter Flüssigkeit aufzunehmen, dürfte auf dem Mist des Welt-Redakteurs gewachsen sein. Und jede Wette: Das kauen sämtliche Medien in den nächsten Wochen nach, weil's ja so sensationell neu ist (was nicht stimmt, schon Paracelsus hat geschrieben, dass die Dosis das Gift macht, und dass selbst Wasser in zu großen Mengen einen Menschen tötet). In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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