Wir werden alle, wenn wir es nicht schon tun, irren durch Fußgängerzonen, die sich wie ein Ei dem anderen gleichen, dafür können wir das dann den ganzen Tag tun und am besten auch am Sonntag. Wofür sollte man den Sonntag auch schon nutzen anstatt mal ordentlich shoppen zu gehen. Ich treffe bestimmt jemanden bei Douglas, H&M oder irgendeinem Filial-Coffeeshop. Zum richtigen Einkaufen fahre ich dann ins heimelige Gewerbegebiet, um Schnäppchen hinterher zu jagen. Wenn ich Glück habe ist ja mein Fitneßstudio auch schon dort, prima, keine Parkplatzprobleme, nach dem Einkaufen stell mich an eine Maschine und schwitze vor mich hin. Rund um die Uhr. Und hinterher kann ich noch mal einkaufen. Toll. Traditonell essen wir mit der Familie am Donnerstag Kotzbölker oder wie die heißen im schwedischen Möbelhaus. Das sind Freiheiten. Wir wissen nur nicht mehr, ob wir in Osnabrück, Wuppertal, Würzburg oder Pusemuckel sind. Sieht alles so gleich aus. Aber dafür den ganzen Tag. Ich freue mich schon, wenn meine Tochter später in Nostalgiegedankenübertragungsforen schwadroniert, wie faul die Jugend sei, wenn sie nicht in der Lage ist, Drive In`s anzufahren.


Ach schei...ich werde bei dem ganzen Thema richtig zornig. Auch ich gehöre zu den Überlebenskämpfenden, die keine geregelten Arbeitszeiten haben, lange Wege fahren müssen und und und. Ja, ich habe Streß mit dem Einkaufen.
Und dennoch, ich bin sehr traurig, wenn ich sehe, wie in meiner Stadt der letzte kleine Fischladen mit einer Oma im weißen Kittel hinter der Theke weicht,wenn riesige Malls errichtet werden, mit Einkaufsvergnügen rund um die Uhr, wenn Ikea nun der Zufluchtsort zum Essengehen wird für arme Rentner, die anscheinend keine Eckkneipe mehr haben, wo sie das könnten. Die ist vielleicht auch irgendeinem Eventmist gewichen.

Und ich gehe sogar soweit zu sagen, es ist ein Verlust für uns, wenn der dröge graue langweilige, nicht enden wollende Sonntag verschwindet(Wobei ich gelernt habe, ihn zu genießen und sinnvoll zu nutzen, gerade weil er ja so langweilig war) Ich habe ihn als Kind auch oft so ätzend empfunden. Wenn man durch menschenleere Straßen streift, alles still, ja, das war nicht nur, das ist mitunter immer noch lähmend. Find ich gut so. Zeit, in sich zu kehren, nicht ständig die Möglichkeit zu haben, zu shoppen, etwas zu erledigen, zu lärmen, abzulenken.
Welche traurige Perspektiven, wenn ein Tag wie der andere wird, jeder einen anderen freien Tag hat, das Wochentagsgefühl verschwindet (Dienstag meist doof, Donnerstag langsames Aufatmen, Sonnabendnachmittag ist am schönsten).

Ich glaube, dass es sinnvolle Kompromisse gäbe. Und es gibt zwei Seiten. Sehr zu bedauern ist nämlich auch die mangelnde Dienstleistungsbereitschaft vieler deutscher Ladenangestellter incl. Inhaber. wenn schon bis 16 Uhr auf am Sonnabend, möchte ich die Tür nicht um fünf vor zugeknallt haben vor der Nase.

Es ist ein weites Feld.