Das Bildungssystem im Osten war eigentlich recht gut, wenn man mal den Politikunterricht außen vor lässt. Ich sag ja nicht das man es wieder aufbauen müsse, aber ich weiss aus eigener Erfahrung das mir das was ich damals gelernt habe mehr gebracht hat, als das was ich heute sehe. Das Bildungsniveau ist ja innerhalb weniger Jahre schlagartig nach unten gepurzelt. Ob das nun aber am anderen Bildungssystem liegt oder ein generelles Problem mit der Jugend ist, vermag ich nicht zu sagen. Zumindest trifft es auf ganz D zu.

Zum Beispiel Mathematik: Taschenrechner waren damals sauteuer. Für einen SR1 haben meine Eltern damals 100M hinlegen müssen. Das war eine Menge Holz für einen Rechner der gerademal die einfachsten Sachen konnte. Auch gab es den Taschenrechner erst in den oberen Klassen. also recht spät. Das heißt, man wurde früher viel mehr auf Kopfrechnen getrimmt. Heute gibt es nur noch Taschenrechneridioten, die kein Ergebnis mehr im Kopf nachprüfen und dem Rechner blind vertrauen (meine Kollegin gibt Nachhilfe in Mathe und ist eher darüber frustriert, wie dumm die Schüler heutzutage sind).
Im Studium hab ich dann gemerkt wie sehr mich ein Taschenrechner verkrüppelt hat. Die ersten 3 Semester Mathematik war der Taschenrechner nicht erlaubt, auch nicht Klausuren. Das war echt hart und ich musste fast wieder von neuem Anfangen Kopfrechnen zu lernen. Ich hab mich oft mit dem Mahteprof unterhalten und er hat gesagt, dass es von Jahr zu Jahr schlimmer wird. Die Leute (egal ob Ost oder West) können die einfachsten Sachen nicht mehr im Kopf rechnen.

Das Bildungssystem ist wirklich das ah und ohh mit dem unser Land zu kämpfen hat. Alles baut darauf auf.

Nun mal zur Jobfrage... Ich arbeite nun in Brandenburg und mein Chef hatte noch weitere 2 Stellenausschreibungen gehabt. Eine kaufmännsiche und einen technischen Angestellten wollte er Ausbilden. Ganze 3 Bewerbungen hat er für den kaufmännischen Ausbildungsplatz bekommen. Und eine war schlechter als die andere. 1 Bewerberin hat er sich eingeladen, die aber auch nicht so prickelnd rüberkam. Für die technische Ausbildungsstelle gab es gar keine Bewerber. Was also wollen die Jugendlichen lernen???

Jobs und Ausbildungsplätze sind auch hier im Osten vorhanden, nur will sie offensichtlich keiner so richtig.

Das die Menschen hier Ihren Frust über den Stimmzettel auslassen, stimme ich zu. Find ich auch nicht richtig. Es ist eine Art Machtmissbrauch und dient niemanden. Ich höre immer wieder aus gesprächen heraus, das den Menschen die Identifikation mit Gesamtdeutschland fehlt. Die Wende ist deren Meinung nach viel zu schnell vollzogen worden. Es war ein regelrechter Überrennen. Mit einem Mal war die Wende da und alles was auch nur entferntesten nach Osten roch, war schlecht und wurde eliminiert. Zum anderen gibt es kaum Ostpolitiker in den gehobenen Positionen die sich auch um die Belange des Ostens kümmern. Angie ist mehr Amerikanerin als Ostdeutsche hab ich neulich gehört. So ungern man auch Gysi mag, aber er ist der Typ mit dem sich viele Ostdeutsche identifizieren.

Diese Frustentladung über den Stimmzettel hat vielleicht einen positiven, wenn auch bitteren, Ansatz. Lieber Links, als Rechts. Das ist auch das was ich mir Wünsche. Alles nur kein Rechtes Gesindel, mit Hetzparolen und sowas. Das Links nicht zwangsläufig besser ist, ist auch klar. Aber der weg zum Extremismus ist bei den Rechten wesentlich kürzer.