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Franz Beckenbauer als Spieler (I)
geschrieben von: Kaschi, 10.01.24 15:07
Franz Beckenbauer, geboren kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, am 11.9.1945 in München-Giesing, war ein Straßenfußballer.

Giesing war ein armes Münchner Arbeiterviertel. Als der Vater, gleichfalls mit dem Vornamen Franz, 1905 geboren wurde, herrschte in diesem Stadtteil eine hohe Tuberkulose- und Säuglingssterblichkeit. Auch seine Mutter Antonie kam aus Giesing.

Giesing galt als SPD-Hochburg, war zudem Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen um die Münchner Räterepublik nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. 1937 heirateten Antonie und Franz und zogen bei den Eltern von Franz ein. 1941 wurde der erste Sohn geboren, Walter. Im Familienkreis gab es offenbar überzeugte Nazis wie klare Gegner. In Giesing war die Strafanstalt Stadelheim berüchtigt: laut Wikipedia gab es dort 1200 Hinrichtungen mit Strick oder Fallbeil. Ab 1943 wurde Giesing bombardiert und schwer zerstört. Nicht jedoch das Haus der Beckenbauers. Sein Vater konnte nach Kriegsende wieder, wie zuvor, bei der Post arbeiten. Materiell ging es, trotz Hunger und strengen Wintern, in denen alles Mögliche verfeuert wurde, gerade so für die Familie. Mittlerweile hatte Walter einen Bruder bekommen, der wie der Vater hieß: Franz.

Walter Beckenbauer: "Wir haben immer schon Fußball gespielt, mit Gummibällen, Schweinsblasen, Tennisbällen, Stoffbällen. Was hätten wir sonst spielen sollen? Fußball war einfach vom Geldbeutel her das Beste."

In dem m. E. hervorragenden Buch "Franz Beckenbauer - Der freie Mann" von Torsten Körner (Frankfurt am Main, 2006), auch die Hauptquelle obiger Angaben, heißt es dazu:

"Man spielte untereinander, etwa fünf gegen fünf, trat gegen andere Straßen- oder Kirchenmannschaften an. Die kleineren Kinder waren als Ballholer beschäftigt, übten inzwischen mit Tennisbällen und sahen sehnsüchtig den Großen zu. Den ersten richtigen Lederball kaufte sich die ... Mannschaft für 18 DM, dafür hatten die Kinder einen Monat lang Stanniolpapier gesammelt und es dann zum Altwarenhändler getragen.
Eines Tages, Franz Beckenbauer ist fünf Jahre alt, fehlt jemand, die Mannschaften gehen nicht gleichmäßig auf. Vier gegen drei, passt nicht. Also komm her! Vier gegen vier. Da darf der Kleine als Lückenfüller antreten, und er macht seine Sache gut. So gut, dass er fortan ... nicht fortzudenken ist. Walter Beckenbauer über das Debut seines Bruders: 'Schnell stellte sich raus, dass er besser war als alle anderen, das ging ruckzuck ...' Körperlich ist er noch weit unterlegen, ein Rempler und er liegt am Boden, aber er ist schnell, wendig, enorm ballsicher, er bewegt sich geschickt auf engstem Raum und er ist rasch wieder auf den Füßen, auch wenn ihn mal einer auf das Pflaster stößt und seine Knie bluten. ..."

Einschub: Zur Bedeutung des Straßenfußballs - und zwar auch heute wieder! - vielleicht später mehr.

Und weiter: "Während die Vereine ... heute bereits die Vier- und Fünfjährigen unter ihre Fittiche nehmen, weil sie die Konkurrenz vieler anderer Sportarten fürchten, begann der offizielle Jugendspielbetrieb in den fünfziger Jahren erst mit 10 Jahren. Als Franz Beckenbauer sich 1953, mit acht Jahren, beim SC München 1906 vorstellte, war allein schon deshalb nicht daran zu denken, dass er gleich in den Punktspielbetrieb einstieg. ... Zwar durfte er bei Freundschaftsspielen mitmachen und natürlich konnte er im Verein weiter mittrainieren. ..." Sein erster Trainer dort heißt Franz Neudecker, der ihm das kleine Fußball-1x1 beibringt.
Sein Vater, ein grantiger Typ, jedoch hält nicht viel von der Fußballleidenschaft seines Sohnes. Franz junior wird sich später "Ersatzväter" in der Fußballwelt suchen müssen. In der Schule fiel er nicht sonderlich auf. Seine Leistungen waren recht gut, aber ehrgeizig war er hier nicht, brav, aber kein Streber.

Im Sommer 1958 nahm der SC München 1906 an einem Jugendturnier teil. Im Endspiel traf das Team auf 1860 München, den großen Verein aus Giesing. Klar, dass der 12-jährige Beckenbauer zu diesem Verein wollte, auch weil in seinem bisherigen Klub die Jugendabteilung aufgelöst werden sollte. In diesem Endspiel jedoch geriet er als Mittelstürmer mit dem Verteidiger der 60er, Gerhard König, aneinander, der ihm nach beidseitigen Beleidigungen eine Ohrfeige verpasste. Beckenbauer danach in der Kabine: "Ich geh' nicht zu den Sechzigern, ich geh' zu den Bayern!"



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