Wikki schrieb:
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> Was habt ihr erlebt?

Ich bin von 1991 bis 2010 relativ häufig im Fernverkehr mit der Bahn unterwegs gewesen, aber viele spektakuläre Dinge hab ich eigentlich nicht erlebt.

Am Neujahrtstag 2000 bin ich mit dem ICE von Berlin nach Düsseldorf gefahren. Wegen eines Computerfehlers (Y2K-Bug?) gab es Chaos mit den Reservierungen: Wer hinten reserviert hatte, musste nach vorne und umgekehrt. Ich konnte mir das Ganze allerdings relativ entspannt ansehen, weil ich schon am Ostbahnhof eingestiegen war. Richtig voll war der Zug ab Bahnhof Zoo.

Das skurrilste Erlebnis hatte ich mal, als ich am Düsseldorfer Hbf. in einen RE gestiegen bin, um nach Düsseldorf-Benrath zu fahren. Die Fahrt dauerte, wie geplant, nur sechs Minuten - allerdings bremste der Lokführer zu spät und verpasste den Bahnsteig in Benrath. Ich konnte erst in Leverkusen aussteigen und bin dann (schwarz!) nach Benrath zurückgefahren.

Der größte Horror war ein Erlebnis an einem heißen Frühsommertag 2016: Ich war mit dem Auto zu einem Termin nach Bonn gefahren, war aus verschiedenen Gründen ziemlich im Stress, wollte gerade den Rückweg nach Düsseldorf antreten und hatte eine Panne. Nach ewiger Warterei, zunächst auf den Abschleppdienst, dann auf einen Kundendienstmitarbeiter in der Werkstatt, bin ich mit der Straßenbahn zum Bahnhof gefahren. Dort erfuhr man dann per Durchsage, dass wegen eines Böschungsbrandes keinerlei Züge Richtung Norden fahren. Also musste ich in einer überfüllten Straßenbahn nach Köln fahren und von dort im IC weiter nach Düsseldorf.

Ende der 90er bin ich mal am Heiligabend von Düsseldorf zu meinen Eltern in die Lüneburger Heide gefahren. Als ich nachmittags in Hannover ankam, hieß es, der Zugverkehr müsse wegen Glatteis und vereister Oberleitungen komplett eingestellt werden. Zufällig traf ich einen Schulfreund, und wir überlegten schon, ob wir in Hannover übernachten müssen (immerhin hätte ich zwei Optionen bei Verwandten gehabt), aber schließlich ist dann doch noch eine Regionalbahn in unsere Richtung gefahren, die allerdings für die verbleibenden 60 Kilometer doppelt so lange brauchte wie sonst. Mein Vater hat mich dann vom Bahnhof abgeholt, und beinahe hätte er noch einen Unfall gebaut.

Nach diesem Erlebnis hatte ich mir eigentlich vorgenommen, zu Weihnachten nicht mehr auf den letzten Drücker loszufahren, aber 2010 war ich dann wieder am Heiligabend nach Hannover unterwegs und bin wegen Schneechaos zwei Stunden später angekommen - gerade noch rechtzeitig zur Bescherung.

Ansonsten erinnere ich mich an ausgefallene Klimaanlagen im Sommer und stundenlange Halte auf freier Strecke, ohne dass per Durchsage irgendein Grund genannt wurde. Aber das waren Einzelfälle.

Sehr angenehm fand ich als Student im 1. Semester die Heimfahrten im fast leeren Interregio am Donnerstagabend - schlauerweise hatte ich mir den Stundenplan so zusammengestellt, dass ich freitags frei hatte. Die Rückfahrten am Sonntag waren zwar weniger entspannt, aber immerhin gab es einen Entlastungszug von Hannover ins Rheinland, der immer kurz nach (oder vor?) dem IR abfuhr. Da saßen dann immer viele Wehrdienstleistende drin.

Generell vermisse ich die Interregios. Manchmal erwischt man noch alte IR-Waggons, die inzwischen ziemlich abgerockt sind und mit ihrer mintgrünen Möblierung wie aus der Zeit gefallen wirken, aber ich mag das konzept mit 5 statt 6 Plätzen pro Abteil, weil man durch die versetzte Anordnung der Sitze auch bei voller Besetzung einigermaßen viel Beinfreiheit hat.