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Re: Der Tag - der Feiertag am 3. Oktober...
Ich muss doch wohl jetzt hier nicht noch sezieren, welchen Gedanken eine solche Liedzeile widerspiegelt!?
Mit der Unterscheidung zwischen Patriotismus und Nationalismus gebe ich dir recht. Sehe ich auch so. Allerdings sehe ich auch, dass die Identifikation für mich umso schwieriger wird, desto größer das Ganze wird. Vom Kleinen ins Große wird es immer weniger konkret nachvollziehbar, sondern nur noch zum Abstraktum oder Ideal. Da muss ich dann sagen, dass mir die Identifikation mit "Nation" aus mehreren Gründen schwer fällt, die mit der spezifisch deutschen Entwicklung zu tun haben, und auf welchem Fundament sich Leute als "Deutsch" definieren. Amerikaner haben es da einfacher. Die können sich als Staatsbürger auf die Verfassung berufen - ohne Wenn und Aber. Deshalb äußert sich dort der Patriotismus auch in Schlagwörtern aus der Verfassung und der "Flaggenverliebtheit". Franzosen können sich auf die revolutionäre Emanzipation von religiös legimierten Herrschern und die Kulturnation berufen. Da äußert sich der Patriotismus eben auch dieser Grundlage gemäß. Bei uns hingegen vermischt sich die Definition für "Deutsch" allerding oft genug mit einem merkwürdigen Patriotismus, den man lieber in der Mottenkiste der Geschichte vergraben sollte, denn hier dreht sich dermaßen viel noch um Abstammung, "Blut und Boden", dass man sich fragen muss, ob eine unbefangene Identifikation mit "der Nation" überhaupt ohne weiteres nötig ist, denn im Hintergrund stehen immer auch diejenigen bereit, die naturalisierten "Neubürgern" diese Identifikationsmöglichkeit absprechen wollen. Das alles mag ein spezifisch deutscher Komplex sein, vielleicht auch so etwas wie "Befindlichkeit", auch wenn mittlerweile zu jeder WM irgendwelche Fahnenfetzen aus Fenstern hängen, Autospiegel mit Schwarz-Rot-Gold bespannt werden und man von ebenso gestalteten Papptellern beim Grillen isst. Die tatsächliche Auseinandersetzung damit, dass "Deutsch" eben von zu vielen Leuten noch auf eine Weise gesehen wird, das Ausländer auch Ausländer bleiben, selbst wenn sie deutsche Staatsbürger sind, hat noch gar nicht ausreichend stattgefunden. Das ist mir nicht nur unsympathisch, sondern höchst suspekt, und deshalb verzichte ich darauf gerne, so weit es geht, und setze lieber noch höher an - bei westlich-aufklärerischen Werten wie Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Humanismus. Der braucht auch keine Fahnen, um identifikationsstiftend zu sein, der muss nur über Staatsgrenzen hinweg funktionieren. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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