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Re: Lila Drachen gestorben
Ja, aber das ist doch bei den Alltagserfahrungen nicht das, was tonangebend ist.
Man musste sich sicherlich mit vielen Dingen arrangieren, die man dank der relativen Freiheit im Westen nicht nachvollziehen kann. Aber man musste sich bestimmt auch nicht als großer Förderer, Unterstützer und Befürworter des Systems auszeichnen, um ein normales, angenehmes Leben mit positiven Erinnerungen aus dem Alltag zu führen - trotz aller widrigen Umstände in einem Staat, der nur formal demokratisch war und seine Bürger effektiv einsperrte. Im Alltag sind der Staat und die politische "Großwetterlage" auch zu abstrakt und zu weit weg, um das mit seinem Leben auf diese Weise zu verknüpfen, wenn man nicht gerade gewaltig mit dem Staat aneinander gerät, selbst wenn man in der DDR systemisch mehr mit dem Staat und der SED konfrontiert war, als das vielleicht im Westen der Fall gewesen wäre. Dafür ist man hier eher mit der Macht der Kirchen konfrontiert. Das größte Problem mit der Wende ist vielleicht deshalb, dass der große Enthusiasmus und Optimismus, in eine bessere Zukunft zu schreiten, durch den Wegfall alter Strukturen und der vermeintlich sicheren ökonomischen Zukunftsperspektive schnell zu einem ordentlichen Zukunftspessimismus und dem Gefühl, dass eben gar nichts sicher ist, wurde. Da hatte die "Ex-DDR" nicht nur in Rekordzeit aufgeholt, sondern "überholt", was angesichts des persönlichen Niedergangs nicht weniger Leute nicht verwundern kann. Heute mache ich mir aber ehrlich gesagt eher Sorgen über einen viel umfangreicher umgreifenden Zukunftspessimismus, über die Grenzen der fünf betreffenden Bundesländer hinweg, in dem der Einzelne für die Zukunft schon nichts anderes mehr erwartet, als die bevorstehende persönliche "Talfahrt", und die Wirtschafts- und Sozialpolitik der vergangen rund 25 gemeinsamen Jahre sind daran nicht ganz unschuldig. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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