Fernsehempfänger schrieb:
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> Sie ist eine strategisch denkende und sehr
> dominante Machtpolitikerin, und war noch nie
> anders und so übt sie ihre Berufstätigkeit eben
> auch aus.

Das ist das Problem, das viele Frauen in Machtpositionen haben - was bei einem Mann als "Durchsetzungsfähigkeit" positiv gewertet wird ist bei einer Frau plötzlich was Schlechtes.
Frau Merkel ist nicht mehr oder weniger Machtmensch wie andere Staatsoberhäupter. Und ich bezweifle dass jemand in so eine Position kommt, der kein Machtmensch ist.

> Ich kann mir nicht vorstellen, das sie sich aus
> vielen "weiblichen" Interessen etwas macht und das
> muss sie auch nicht.

Wenn die in ihrer Position auch nur einen Hauch von Weichheit durchblicken lässt, dann hat sie die Position wahrscheinlich die längste Zeit gehabt. Ich sehe sie in erster Linie als Physikerin, als Naturwissenschaftlerin, die mit analytischem Verstand und Logik ausgestattet ist.

> Allerdings wurde ein deutscher Staatschef,
> abgesehen mal von Willy Brandt in seiner
> Anfangszeit, noch nie so "putzig" dargestellt, wie
> diese Frau, "Unsere Angie", u.s.w..

Ich kann mich vor allem daran erinnern, dass in ihrer Anfangszeit mehr über ihre Frisur und Kleidung berichtet wurde als über ihre Politik. Auch das wäre bei einem männlichen Politiker nicht denkbar gewesen.

Ich stimme mit Frau Merkel in ihren politischen Ansichten nicht immer überein. Dass sie Leute abgesägt hat, von denen sie annahm, sie würden ihr in den Rücken fallen ist sicher legitim und wäre von jedem Mann in der Position genauso gemacht worden (nur dass es bei einem Mann wahrscheinlich weniger Leute so offen darauf angelegt hatten). Aber nachdem sie die Machtverhältnisse mal geklärt hatte und den Stuhlsägern gezeigt hatte, dass sie nicht zu unterschätzen ist, fand ich ihren Machtstil eher angenehm. Ich habe das Gefühl, dass sie viel tut ohne viel darüber zu reden. In der Politik ist es ja sonst eher andersrum, da wird viel geredet, ohne dass dann was getan wird. Dass sie den Atomausstieg vorgezogen hat fand ich mutig, da es gegen die Parteilinie geschah. Wie viel davon jetzt Anbiederung an die Stimmung nach Fukushima war und was davon ihrem physikalischen Wissen geschuldet war weiß ich nicht, aber ich fand die Entscheidung richtig.
Bei meinen Auslandsreisen habe ich sowohl positive als auch negative Äußerungen über sie gehört. In den armen Ländern wie Griechenland oder Irland ist sie nicht so gerne gelitten, aber ich habe auch schon von Leuten aus Spanien, Italien, Frankreich und sogar UK gehört, die uns um sie beneiden, weil sie das Zepter in die Hand nimmt, etwas Ordnung in das europäische Chaos bringt und eine mehr oder weniger klare Linie vorgibt, die es zuvor so nicht gegeben hat. Was ich ihr hoch anrechne ist auch, dass wir hier in Deutschland von der großen Rezession 2008 nicht wirklich was gespürt haben. Auch wenn es einige schmerzhafte Einschnitte gab wäre eine Rezession, wie es sie in vielen anderen Ländern gegeben hatte sicher noch schmerzhafter gewesen. Was ich ihr nun aber negativ ankreide ist, dass der Aufschwung nicht dazu benutzt wird dringende Investitionen in unser Sozial- und Bildungssystem zu machen, die jetzt lange genug aufgeschoben wurden. Und wie allen Politikern weltweit werfe ich ihr vor, dass sie dem Raubtierkapitalismus und der maßlosen Reichtumsanhäufung einzelner nichts entgegen setzt. Die Regulation der Macht der Banken nach der Wirtschaftskrise geschah nur halbherzig. Die nächste Wirtschaftskrise wird es garantiert geben. Sie ist die mächtigste Politikerin Europas, und sicher eine der mächtigsten der Welt, da sollte sie doch in der Position sein auch in der Richtung mal etwas anzustoßen. Denn da sehe ich das größte Problem für die Zukunft, dass die Schere zwischen arm und reich - sowohl global als auch national - immer weiter auseinander geht und das sowohl global als auch national zu Unruhen und Kriegen führen wird. In Frankreich und UK gab es ja schon solche "Aufstände" in sozial benachteiligten Gegenden. Und da wird in meinen Augen noch zu wenig oder das Falsche getan.