Na ja, das iranische Regime ist ja stabil. Da sieht es seltener so aus.

Wie eben auch in der Türkei, die in den letzten Jahren nun wirklich einen gewaltigen Wirtschaftsboom und Wohlstandsschub erfahren hat, der sich jetzt auch in der Lebensqualität der Menschen ganz konkret bemerkbar macht.
Dass damit einhergehend die Demokratie zugunsten einer Islamisierung quasi "hintenrum" schleichend ausgehöhlt wird, scheinen einige Türken als bittere Pille zu schlucken, nicht wenige sogar zu feiern. Das ist in der Türkei wohl das eigentliche Dilemma, das direkt mit Erdogan und seiner AKP zusammen hängt.

Im Prinzip lässt sich doch für die Türkei mindestens im Wochenrhythmus eine neue Hiobsbotschaft finden, wie der Staat sich zum Negativen wandelt. Hier [www.deutsch-tuerkische-nachrichten.de] kann man zum Beispiel lesen, wie sich das auf die Bildung auswirkt, wenn das Land reislamisiert werden soll - ganz zu schweigen von den immer wiederkehrenden Berichten von eingesperrten Kritikern und Journalisten.

An der Entdemokratisierung und Reislamisierung ist die EU aber auch nicht ganz unschuldig. In der EU wurden über all die Jahre, in denen man mit einer Mitgliedschaft winkte, Stimmen laut, die eine Einschränkung der Macht des Militärs forderten. Das türkische Militär hatte nämlich oft genug geputscht und Regierungen aus dem Amt gehebelt, sobald sie gegen die säkulare, laizistische Linie Atatürks agierten. Davon wurde in der türkischen Geschichte auch oft genug Gebrauch gemacht.
Das war zwar wenig demokratisch, erwies sich aber doch als Garant dafür, dass religiöse Spinner keinen Schaden anrichten konnten.
Unter Erdogan wurde das abgeschafft, mit Hilfe eines Verfassungsreferendums wurde die Verfassung umgekrempelt. Zwar so, dass die neue Verfassung nicht gerade undemokratisch wirkte, aber Erdogan in die Hände spielte. Es wurden Schlüsselpositionen in der Armee neu besetzt und eine feine Justizreform durchgeboxt, und voilà - das Ergebnis lässt sich heute bestaunen.