Ich will dir nicht unrecht tun, aber eine solche Argumentation hört man eigentlich immer von denen, die überall nach Liberalisierung schreien, außer im Urheberrecht und Copyright-Schutz. Wie kommt das?
Kostenlosmentalität hin oder her. Wer dem Trugschluss verfällt, dass diejenigen, die jetzt nunmehr behindert werden an diese Inhalte heranzukommen, jetzt alle los rennen und wieder konsumieren wie blöde, der irrt sich gewaltig. Mit der Kaufkraft, die die breiten Massen vor 15 Jahren noch hatten, hätte ich das vielleicht noch geglaubt, heute hingegen nicht mehr. Da konzentireren sich zu viele Leute doch eher auf essentiellere Dinge, wie Lebensmittel.
Bei der ganzen Diskussion wird auch gerne vergessen, dass schon jetzt bei jedem Aufzeichnungsgerät und jedem Leermedium eine Pauschalabgabe abgeführt wird. Es wird also bereits über diesem Weg abgegriffen, ohne das es den meisten Leuten überhaupt bewusst wäre.

Meiner Meinung nach sollte man sich davor hüten Recht, Moral und Ethik in einem Atemzug synonym zu verwenden. Die verlauteten vier Millionen Hits am Tag scheinen doch anzuzeigen, dass Recht, Moral und Ethik nicht gerade im Gleichgewicht sind, und es ist auch immer eine Frage des Standpunktes. Kostenlosmentalität auf der einen Seite, Kriminalisierung breiter Massen auf der anderen, das sind schon sehr gegensätzliche Paare, und ich der Überzeugung, dass die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt.
Neben der hier bereits erwähnten Pauschalabgabe, die noch recht unbekannt ist, werden ja auch die GEZ-Gebühr und die anfallenden Kosten für den Internetzugang von vielen Menschen als Medienzwangsabgabe eingeschätzt, weshalb es sowohl Pay-TV, als auch Pay-Content im Netz immer schwer hatte.
Die Haltung mancher Nutzer, die man im Internet nicht selten lesen kann, dass man sich der Bezahlung von irgendwelchen Medien nunmehr völlig entziehen will, weil man sich von der Content-Industrie ans Bein gepieselt fühlt, ist zwar extrem, aber gar nicht so wenig verbreitet. An der Argumentation, dass die Industrie die Trends der letzten Jahre völlig verpennt hat, und im Gegenzug versucht, breite Massen zu kriminalisieren, ist nämlich mindestens genauso viel dran, wie an den Ansprüchen, die Rechte gewahrt sehen zu wollen und für Inhalte bezahlt zu werden. Die ganzen Abmahnkanzleien bewegen sich dabei ja im rechtlich sicheren Rahmen, sind aber aus moralischer Sicht äußerst fragwürdig. Es kann nicht sein, dass sich die Industrie jetzt auf diesem Mittel als Nebeneinkunftquelle einzuschießen scheint, genauso wenig, wie die Einstellung, jetzt alles 'für lau' haben zu wollen.
Eine gesundes Maß und Rechtsprechung wären da langsam angebracht. Das wird die Politik verhandeln und mit maßvollen Gesetzen endlich verbindlich untermauern müssen. Da die Industrie ihre Lobby hat, der Nutzer hingegen selten, wird die Kriminalisierung der Menschen eher noch weiter fortschreiten und Profiteure wie die kino.to-Macher erst erschaffen.