In meiner Heimatstadt haben wir keinen Verein, der national mitmischt und überregional bekannt wäre. Die Nähe zu den großen Bundesligastätten des Ruhrgebiets führt hier auch dazu, dass man hier fast ausschließlich Schalke- oder BVB-Fans sieht.
An den Aufklebern auf den Autos erkennt man, dass es tendenziell auch mehr Schalker gibt als Dortmunder, obwohl Dortmund geografisch näher liegt. Das mag auch mit der ausgeprägten Zechentradition zusammenhängen, war die ganze Stadt in der Vergangenheit doch sehr stark durch den Bergbau geprägt.
Mir, als Bergmannssohn, stellte sich da auch eigentlich gar nicht die Frage, mit welchem Verein man da mitfiebert, weil die ganze Familie auch blau-weiß geprägt ist, von ein paar angeheirateten schwarz-gelben mal abgesehen.
Man macht sich da kein Bild von, wie extrem die Fußballbegeisterung hier teilweise ist. Alles richtet sich nach dem Bundesligaspielplan aus. Wenn Hochzeiten und Geburtstagsfeiern nicht sogar verlegt werden, wird sehr oft wenigstens ein Fernseher aufgestellt, weil ansonsten während des Spiels kaum Jemand käme. Die Rivalität zwischen beiden Vereinen sorgt eigentlich immer für Gesprächsstoff. Die wenigen 'Verwirrten', die Köln, Gladbach oder gar FC Bayern anfeuern, werden meistens etwas bemitleidet oder man schaut gar auf sie herab, weil man solche Entgleisungen bestenfalls nur bei Kindern durchgehen lässt und so eher einen infantilen Charakter hinter dem Fantum vermutet.
Im Prinzip ist das aber wohl im ganzen Ruhrgebiet so. Es ist schon erstaunlich, welchen Raum der Fußball im Alltag sehr vieler Menschen hier einnimmt. Hier gibt es auch einige Leute, die ihr Kind direkt nach der Geburt noch am gleichen Tag beim Verein zur Mitgliedschaft anmelden.