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Re: Der Western lebt - US-Pay Sender HBO produziert weiterhin neue Western
Jeder hat so seine Vorlieben. Ich kann beispielsweise mit "Die weiße Feder" oder "Der gebrochene Pfeil" gar nix anfangen, weil ich sie im Vergleich mit anderen Western langweilig finde (selbst die Winnetou-Filme, die ich liebe, waren actionreicher und atmosphärischer), dafür ist "Der letzte Wagen" einer meiner absoluten Lieblingswestern. Und im TV hab ich "Der letzte Wagen" häufig gesehen - ich glaub in den 60er Jahren wurde er erstmal am Freitagabend in der ARD gezeigt, als die ARD freitagabends noch Western zeigte (immer im Wechsel mit Heimatfilmen...). Der allererste Spätwestern (also im Spätprogramm nach 22 Uhr) den ich alleine sehen durfte, war "Ein Mann allein" (da saß auch ein kleiner Mann allein vor dem TV...) von und mit Ray Milland, der für mich heute einer der absoluten Lieblinge ist. Allein die Eingangssequenz, in der Ray Milland allein durch seine Mimik, aber ohne ein Wort zu sagen, 15 Minuten des Films beherrscht, ist grandios. Auch diesen Film gibt es, genauso wie "Der letzte Wagen" bei uns NICHT auf DVD... allerdings gibt es den Richard Widmark Film in den USA, und da hab ich ihn mir gegriffen. Von "A Man Alone" hab ich lediglich eine deutsche TV-Fassung und eine englische Videofassung auf DVD. "Man nennt mich Hondo" ist auch so ein Ding. Für viele Kritiker der beste John Wayne bzw. gar der beste Indianerwestern überhaupt und nach dem grandiosen Roman von Louis L'Amour gedreht, gab es dieses wunderbare Werk ERST in den 80er Jahren in England auf Video (vorher war eine Videofassung nicht zu bekommen, und in Deutschland konnte man nur davon träumen; ich hab damals vor freude gehult, als ich ihn in England gekauft hab), und erst vor ein paar Monaten gab es endlich eine deutsche DVD. Ich glaube, kein anderer John Wayne Western musste so lange auf eine Heimkino-Auswertung warten. Im TV ist mir "Hondo" dagegen nie untergekommen. Einige weitere, sehr sehr seltene Western, die ich liebe sind: "Man nannte ihn Kelly" mit Clint Walker als Yellowstone Kelly - actionreicher Indianerwestern und für mich sehr edel - da stimmt alles. "Die letzte Kugel trifft" - Revolverkampf-Western mit Glenn Ford als Ladenbesitzer, der schneller als alle anderen revolvermänner ist, schauspielerisch eine ganz große Rolle für Glenn Ford und seinen Gegenspieler Broderick Crawford. Hab ich als Kind im Spätprogramm sehen dürfen. Und natürlich ein absolutes Highlight: Raoul Walsh's Western-krimi "Den hals in der Schlinge" mit Kirk Douglas als selbstherrlichem Marshal, Walter Brennan als des Mordes bezichtigter Farmer und Virginia Mayo als dessen kratzbürstige Tochter sowie Ray Teal (Sheriff Coffee aus Bonanza) als widerspenstiger Deputy-Marshal. Das ist ein Western-Kammerspiel der allerersten Güte, in dem Kirk Douglas ständig sein kantiges Kinn vorschiebt und seine und Virginia Mayo's Augen sich gegenseitig Blitze zuschießen, so intensiv ist das gespielt. Da knistert der Bildschirm. Ich hab den Film bestimmt mindestens zehnmal gesehen (sowohl im TV als auch auf englischer Videofassung) - mindestens genauso oft wie "meinen" one and onely Weihnachtswestern "Spuren im Sand" mit The Duke in der Hauptrolle. Und zu "Zwölf Uhr Mittags" - DEM "einsamer Kämpfer" - Western schlechthin - brauch ich wohl gar nix zu sagen. Wie oft ich den gesehen hab, kann ich nicht mehr zählen... Es gibt sooo viele tolle Western und richtig gute Heldenfiguren. Und auch die tollen 30er Jahre Western und Serials mit den singenden Cowboys, allen voran "mein" all time favorite singing Cowboy Roy Rogers, waren (aus heutiger Sicht) naiv, aber sehr unterhaltsam. brigens - "Sein Engel mit den zwei Pistolen" war eine Verulkung des Western, mit Bob Hope und Jane Russel in den hauptrollen und einem Cameo-Auftritt von Roy Rogers und dem Wunderpferd Trigger - und stellt meines Wissens neben dem leider bei uns nie gelaufenen Weihnachtswestern "Trail of Robin Hood" (dem einzigen RR-Western, in dem Roy eines seiner zahlreichen Kinder vor die Kamera ließ) den einzigen Farbfilm dar, in dem Roy Rogers zu sehen war. Ich bin ja ein Fan weniger der Indianerwestern als der "Einsamer Reiter sorgt für Gerechtigkeit" Western. Und damit wurde ich - insbesondere von den B-Western der 50er - bestens bedient. Ach je - wenn ich an Randy Scott, George Montgomery, Audie Murphy und viele andere denke - sie alle stehen für geradlinige, spannende und actionreiche Western, die sich vor Großproduktionen nicht verstecken brauchen und nur sehr selten enttäuschten. Und diese Western werden durch heutige Produktionen ins Leben zurückgerufen - jeder der neuen Western stellt auf seine Art eine Hommage dar (man merkt, dass die Macher Westernfans sind) und gleichzeitig ein neues Subgenre - sie bringen quasi frischen Wind in den Western. Dass sie dabei an die "Qualität" vieler Klassiker kaum heranreichen, ist gar nicht so wichtig. Die Darsteller, Crew und Autoren geben ihr bestes und liefern solide Arbeit ab. Der Westernfan in mir weiß, was er will - und das hat er (bisher) jedesmal bekommen. Happy Trails... Der Lonewolf Pete In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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