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Guido Knopp rückt von Nazi-Dokus ab
Professor Guido Knopp ist der Hohepriester des "Historytainment". Mit Serien wie "Hitlers Helfer", "Hitlers Krieger" und "Hitlers Frauen" etablierte er im ZDF historische Dokumentationen zur Primetime. Mit Stilmitteln und Methoden, die wissenschaftlich äußerst bedenklich, aber ausgesprochen publikumswirksam sind.
Ausgerechnet Knopp selbst, als Leiter der Redaktion Zeitgeschichte auch verantwortlich für das Format "ZDF-History" am späten Sonntagabend, hat nun das Ende der medialen Aufarbeitung des Dritten Reiches verkündet. Zum Thema Nationalsozialismus sei bereits alles gesagt, zitiert die Tageszeitung "Die Welt" den Historiker. "Wir produzieren keine Sechsteiler über den Nationalsozialismus mehr - sie sind mittlerweile TV-Geschichte. [...] Wir wollen damit zwar keinen Bogen um die Nazi-Zeit machen, aber wirklich nur dann neue Stücke auflegen, wenn auch neue Erkenntnisse vorliegen." Als Alternative kündigt Knopp an, die Sendung "ZDF-History" bunter und vor allem königlicher gestalten zu wollen. In näherer Zukunft steht für die Redaktion Zeitgeschichte zudem ein Zweiteiler anlässlich des 20. Todestags von CSU-Politiker Franz Josef Strauß sowie 2009 mehrere Dokumentationen zum 20. Jahrestag des Mauerfalls auf dem Programm. Knopp steht für seinen Dokumentationsstil seit jeher in der Kritik. Der Vorwurf: Durch Spannungsmusik, schnelle Schnitte, zerstückelte O-Töne von Zeitzeugen und rekonstruierte Spielszenen biege sich der Filmemacher die Realität immer genau so zurecht, wie er sie gerade brauche. Auch die plakativen Titel waren immer wieder Anlass für beißenden Spott (Harald Schmidt fragte einst, wann endlich "Hitlers Stützstrümpfe" anliefe ...). Nichtsdestotrotz (oder gerade deshalb) erreichten die ersten Reihen "Hitlers Helfer" und "Hitlers Krieger" zwischen 1996 und 1998 hohe Einschaltquoten. Zuletzt ebbte das Interesse aber merklich ab. Der Dienstagabend als Ausstrahlungstermin für hochwertige Dokumentationen sei schwierig geworden, so der Moderator. Zumal Konkurrenzsender mit starken Serien dagegenhalten. Vor allem die ARD mit selbstproduzierten Formaten wie "Um Himmels Willen" und "In aller Freundschaft" und RTL mit "C.S.I.: Miami" haben sich in den letzten Jahren ein treues Stammpublikum am Dienstag gesichert. Dennoch dürfe am Ausstrahlungstag nicht gerüttelt werden. Die Themen für die nächsten Monate stehen bereits fest: im Sommer wird eine neue Staffel der Reihe "Majestät" mit Porträts von Königshäusern starten. Für den Herbst ist eine zehnteilige Dokumentation "Die Deutschen" geplant. 08.01.2008 - Jens Dehn/wunschliste.de Quelle: Welt.de [www.wunschliste.de] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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