Alarmiert durch die Bravourleistung eines 15-Jährigen, eine Mausefalle auf seinen Genitalien zuschnappen zu lassen und davon einen Videoclip anzufertigen, wird nun in Österreichs Medien vor der MTV-Sendung "Jackass" gewarnt. Die "amerikanischen Videos" würden junge Menschen dazu verleiten, die dort gezeigten Selbstverletzungen nachzuahmen.

Baden in Elefantenkot, das Verspeisen von Omelettes aus Erbrochenem, gegenseitiges Beschießen mit dem Elektroschocker und Dartpfeilen, mit dem Skateboard gegen Mauern und Autos rasen, in der Sonne braten, bis die Haut verbrennt, oder sich von Krokodilen in die Brustwarzen beißen lassen.... Die Oberösterreichischen Nachrichten zählten heute als erste kenntnisreich die Aktionen auf, die in "Jackass" vorgeführt werden. Denn, so das Blatt aufgeregt: "Seit kurzem" sei die Sendung (die man in Wahrheit seit langem ganz normal empfangen kann) "auch in Österreich zu sehen".

Eine kausaler Zusammenhang zwischen der Selbstverletzung durch die Mausefalle und der MTV-Sendung bestand bei genauem Lesen allerdings nicht. Der 15-Jährige hatte ganz allgemein von einer "Mutprobe" gesprochen. Doch die Oberösterreichischen Nachrichten stellten - offenbar "intuitiv" - eine durch nichts belegte Verbindung her: "Jackass - Schwachsinn als Kult".

Andere Medien zogen flugs nach. Der Trend der in Österreich zunehmenden Selbstverletzungen bei Jugendlichen wurde heute in vielen (auch in sonst seriösen) Zeitungen stets mit "Jackass" gemeinsam in den Artikel gepackt. Aua.

17.03.2006 - Jutta Zniva