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Re: was is so toll an dittsche?
Also, ich steh auch auf englischen Humor und mag die meisten deutschen Comedians überhaupt nicht. Aber Olli Dittrich stellt den Dittsche einfach so dar, dass ich an der Figur nicht vorbei komm. Kurt Krömer beispielsweise ist zwar auch ein gutes Konzept, spielt aber seine Dummheit so aufdringlich, dass es schon wieder nervt, und seine Witze über Angela Merkel sind - auch wenn ich die Frau nicht mag - oft unter der Gürtellinie. Das muss nicht sein. Andere Comedians mit ihrem Holzhammer-Humor, wie du so schön sagst, sind mir auch oft viel zu laut und zu aufdringlich. Hier ragt für mich auf dem politischen Sektor nur Matthias Richling heraus (seine Schäuble-Parodie ist wirklich gut, und obwohl er im Rollstuhl spielt, wirkt er nie verletzend oder macht sich über Schäubles Behinderung lustig, sondern nur über den SCHWABEN Schäuble). Dittsche hingegen ist eher leise. Er kommt in den Imbiss, tauscht erst mal leere Bierflaschen gegen volle (und immer im Plastikbeutel, damit man es ja nicht sieht, sondern nur klappern hört), was natürlich wieder dem Aufzug von Dittsche, nämlich Bademantel, Jogginghose und Hausschuhe, widerspricht. Ja, und denn man schnell noch'n Bierchen oder zwei auf'n Weg, und das war's dann schon. Dabei philosophiert Dittsche über das, was Deutschland derzeit bewegt, auf seine ganz persönliche Art, und liegt damit meistens sooo flasch, aber er merkt es nicht. Dass das ganze in einem Imbiss (nicht in einer Trinkhalle) stattfindet, bietet ihm nur die Möglichkeit, einen Ansprechpartner zu haben, mit dem ein improvisierter Dialog möglich wird, und einen Running Gag, mit dem ihm angezeigt wird, dass er nun endlich genug Müll abgeladen hat. Dabei muss Dittsche aber nicht - wie Krömer - seine Beschränktheit aufdringlich darstellen, sondern einfach nur mit verständnislosem Blick und verwirrtem Augenaufschlag in die Kamera schauen und die letzte Bemerkung leise wiederholen: "Fleisch, ne? Fleisch jetz, ne?" Allein mit diesen zwei Sätzen sucht er verzweifelt nach einer wiederum saudummen Erklärung für ein Problem, das ihn bewegt, ohne etwas verstanden zu haben. Gestern bei Krömer beispielsweise, als Krömer sich so dämlich beim Autofahren anstellte und dann aus dem Autofenster schrie und ja groß Aufmerksamkeit auf seine Dämlichkeit lenkte (Nach dem Motto: "Merkt ihr jetzt wohl auch alle, dass ich blöd bin?") fand ich nur noch aufdringlich und nicht ganz so gelungen. Dittsches Humor mag für viele gewöhnungsbedürftig sein, aber er ist eher subtil. Dass es leise geht, dafür stehen auch die beiden Figurn Herr trost und Frau Schocht...Pardon: Fräulein, aus Strattmann's kleine Comedy-Kneipe. Die sagen in der ganzen Show maximal fünf Sätze, kriegen aber alleine durch ihre Präsenz und die damit zur Schau getragene Dummheit am Tresen einer Kneipe die Lacher auf ihre Seite. Dittsche grölt auch nicht rum wie in der Trinkhalle, sondern er versucht, in Form einer Unterhaltung - wie bei Leuten, die sich auf der Straße treffen - seinen Standpunkt rüberzubringen. Man musste der Figur eben nur einen geeigneten Hintergrund geben. Alfred Tetzlaff mochte und mag ja auch jeder, obwohl er politisch übertrieb, wie ein Proll in Hosenträgern und Hemdsärmeln rumlief, Bier soff und seine Frau mit Kosenamen wie "Dusslige Kuh" traktierte. Mir war der oft auch viel aufdringlicher als Dittsche. Aber über Alfred regte sich keiner auf. Nur - hätte man den in einen Imbiss gestellt, wäre er ähnlich wie Dittsche gewesen - nur viel aufdringlicher und lauter und radikaler. Der Lonewolf Pete In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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