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Ohrfeige von Will Smith für Chris Rock überschattet Oscar-Verleihung
Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences hatte gehofft, dass die Vergabe der 94th Academy Awards nach #OscarsSoWhite (2015), Envelopgate (2017) und zwei Corona-Jahren eine Rückkehr zur Normalität bringen würde. Während im Vorfeld über die Vergabe von acht Auszeichnungen schon gerungen wurde, bevor die Live-Übertragung startete, wird in die Annalen sicherlich eine Ohrfeige eingehen, die Will Smith an Chris Rock austeilte, nachdem jener einen unfeinen Witz bezüglich Smiths Ehefrau Jada Pinkett Smith auf der Bühne gemacht hatte. In der diesjährigen Show (ohne festen, durchgehenden Moderator) war es an Comedian Rock gewesen, die Vergabe des Preises für die beste Dokumentation vorzunehmen. Dabei witzelte er von der Bühne aus unter anderem: Jada, Ich liebe dich. 'G.I. Jane 2', kann es kaum erwarten, kommentierte er Pinkett Smiths extreme Kurzhaarfrisur - anspielend darauf, dass viele US-Soldaten das Haar auf wenige Millimeter kurzgeschoren tragen, wie auch Demi Moore sich für den Film "Die Akte Jane" (1997; Originaltitel "G.I. Jane") die Haare schor. Pinkett Smith trägt das Haar jedoch nicht aus freien Stücken so, sondern infolge einer Erkrankung mit einer Autoimmunstörung, die bei ihr die Haarwurzeln angreift. Pinkett Smith, die regelmäßig in Talkshows auftritt und auch bei Facebook ein eigenes Format hat, geht mit ihrer Erkrankung sehr offen um - es ist unklar, ob Chris Rock um die Hintergründe ihrer Frisur wusste. Während Will Smith in den ersten Bildern nach Rocks Ausbruch noch lächelnd zu sehen ist, überraschte er die Anwesenden damit, dass er zur Bühne schritt - Chris Rock reagierte auf die ungeplante Situation mit freundlichem bis nervösem Lachen - und Chris Rock dort eine saftige Ohrfeige gab. Danach ging Smith zurück zu seinem Stuhl. Show-Veteran Rock ließ sich von der Attacke nicht aus der Ruhe bringen und sammelte sich - weiterhin ein Lächeln zur Schau stellend kommentierte er: Wow. Will Smith just slapped the shit out of me- wohl der Moment, in dem den Anwesenden im Saal klar wurde, dass das kein einstudierter Gag war. Auf seinen Platz zurückgekehrt rief Will Smith sichtlich verärgert gen Bühne: Nimm den Namen meiner Frau nicht in deinen f***ing Mund.- Es war ein Witz über 'G.I. Jane', bemühte sich Rock zu rechtfertigen. Während Rock sich per Blickkontakt zu orientieren versuchte, wie die Moderation weitergehen solle, überbrückte er mit dem Kommentar Das war.... die größte Nacht in der Fernsehgeschichte. In den USA, wo Award-Shows seit der Wardrobe-Malfunctionvon Janet Jackson in einer Super-Bowl-Halbzeitshow mit einigen wenigen Sekunden Zeitverzug gesendet werden, wurde während der Obszönitäten der Ton ausgeblendet. An seinem Platz wurde Smith nach Angaben von Personen im Saal von mehreren Schauspielern beruhigt. Binnen einer Stunde bekam Smith den Academy Award als herausragender männlicher Hauptdarsteller in "King Richard" überreicht. In seiner Dankesrede, während der Will Smith Tränen über das Gesicht liefen, versuchte sich Smith indirekt zu rechtfertigen. Er sprach davon, dass man im Unterhaltungsgeschäft verbalen Angriffen ausgesetzt sei und das ertragen müsse, deutete aber an, dass ihn der Angriff auf seine Ehefrau überwältigt habe: Liebe lässt einen verrückte Dinge tun.Schließlich sagte der Schauspieler: Ich möchte mich bei der Academy entschuldigen. Ich möchte mich bei den Mitnominierten entschuldigen.Augenscheinlich entschuldigte er sich dabei nicht bei Chris Rock. Auch stand Smith nicht - wie bei Gewinnern sonst üblich - in einem Raum hinter der Bühne für weitere Pressefragen zur Verfügung. Nach der Verleihung wurde bekannt, dass Chris Rock von einer durchaus für die Attacke möglichen Anzeige absehen wird - laut Deadline beträgt die Verjährungsfrist, nach der keine Anzeige mehr möglich wäre, sechs Monate. Das Höchstmaß für diese Art körperlichen Angriffs betrüge eine Strafe von 100.000 US-Dollar und bis zu sechs Monaten Haft. Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences kommentierte via Twitter, dass man jede Form von Gewalt nicht gut heiße, gab aber keinen weiteren Kommentar ab. Während Will Smith für seine lange Dankesrede eine Standing Ovation erhielt - oder vielleicht auch gerade weil- war das Echo in den sozialen Netzwerken weniger positiv. Der eher konservative Polit-Journalist Michael Steele kommentierte passend: Was für ein trauriger Zustand, wenn du jemanden live im Fernsehen vermöbelst, einen Oscar überreicht bekommst, eine Standing Ovation erhältst und dann in deiner Rede von 'Liebe' sprichst. Da ist so viel falsch an diesem Moment. Medienjournalist David Leavitt warf die Frage auf, warum Will Smith nach der Ohrfeige nicht von der Academy aus dem Saal eskortiert worden war und Schauspieler Mark Hamill konstatierte: #UgliestOscarMoment_Ever. 28.03.2022 - Bernd Krannich/TV Wunschliste Bild: Academy of Motion Picture Arts and Sciences [www.wunschliste.de]
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