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Uns standen die Haare zu Berge - Hinter den Kulissen von 'Heimat 3'
Wir haben es geahnt: Es ist fast unmöglich, in der heutigen Medienlandschaft Projekte zu verwirklichen, die sich nicht schnell und griffig in eine Schublade stecken lassen. Die Vorstellungskraft der Verantwortlichen reicht nicht allzu weit, Risiken will man schon gar nicht eingehen. Manchmal, in einer Dankesrede bei der Grimme-Verleihung, da spürt man die Bitterkeit der gerade Ausgezeichneten. Wie sie sich jahrelang gegen Dummheit und Fantasielosgkeit gestemmt - und dabei aufgerieben - haben. Nicht anders bei dem Projekt "Heimat 3". So jedenfalls Co-Autor Thomas Brussig in einem TAZ-Interview. Dort erfahren wir, dass die Serie während der Vorbereitungszeit permanent auf der Kippe stand, weil es ständig Probleme mit den Fernsehverantwortlichen gab. "Die hatten nicht mal Vorstellungen, sondern sind mit ihrem Fernsehverstand und -vokabular drangegangen", so Brüssig, "es ging darum, die Primetimefähigkeit des Stoffes zu gewährleisten und so ein Käse." Dabei genoss der gefeierte Edgar Reitz keinen Bonus. Die Quoten der "Zweiten Heimat" waren für die Erbsenzähler der ARD indiskutabel, auch wenn man die Serie später erfolgreich in alle Welt verkaufte. Die Behutsamkeit und erzählerische Dichte, für die Reitz vielfach Preise einheimste, wurde eher als Problem gesehen. "Für so was haben Fernsehleute kein Verständnis, geschweige denn, eine Begeisterung." Und Brussig erzählt weiter, dass es stets bemängelt wurde, wenn Klischees von ihnen nicht fernsehgerecht bedient wurden. "Ein Künstlerpaar, das nicht schrill, exaltiert und kapriziös ist - großes Problem!" Und so werden die letzten guten Leute in der Branche weiter ausgebremst. Allein ihre Reputation verhindert, dass sie gänzlich kaltgestellt werden. Denn: Beim Grimme-Preis, da sitzen die verantwortlichen Programm-Gestalten gern ist der ersten Reihe und lassen sich feiern. Riskieren wollen sie für ihre Lorbeeren allerdings nichts. 19.12.2004 - RüM/Quelle: TAZ
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