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Vorschulfernsehen für die Tonne - Die echte Sesamstraße wird 35
Am 10. November 1969 flimmerte die allererste Folge einer televisionären Erfolgsserie über die US-amerikanischen Bildschirme, die ihre 3-6jährige Zielgruppe einfach dort abholte, wo sie sich eh einen Großteil ihrer Freizeit über aufhielt - vor der Glotze nämlich. Als Schauplatz stellte man eine typische Straßenecke in einem Arbeiterviertel nach und bevölkerte die Szenerie zum einen mit bodenständigen Menschen, zum anderen mit schrillen Puppen, die den kindlichen Blickwinkel übernahmen. Vertrautes und absurdes, Oskar in der Tonne und Herr Huber in seinem Laden. Vorne, hinten, oben und unten.
Es wurde gezählt, buchstabiert und Toleranz gelebt. So erfolgreich, dass die Sesamstraße immer mehr Ableger bekam und heute in knapp 140 Versionen rund um den Globus Unterhaltung und Lernen vortrefflich verbindet. In Deutschland startete die Sendung im Januar 1973 - außer in Bayern, wo die Verantwortlichen eine "kulturelle Entfremdung durch das Getto-Ambiente" befürchteten. Dem konnte abgeholfen werden! Und bald schon war die Straße keine Straße mehr und Bibo und Herr Huber wurden beim Umzug schlichtweg zurückgelassen. Der anarchische Oskar galt sowieso schon als schlechter Umgang für die lieben Kleinen. Dafür kamen Lilo, Horst und Manfred - und mit ihnen dröge und harmlose Puppen wie Tiffy und Samson. Von nun an ging's bergab... Während anderswo ständig am Konzept gefeilt wird, Gäste aus der Polit-, Show- und Sportprominenz auch die Erwachsenen zum zuschauen animieren sollen, ist hierzulande Dirk Bach als Zauberer Pepe das höchste der Gefühle. Soziale Probleme, die auch Kindern auf den Nägeln brennen, werden sowieso nicht behandelt. Wozu auch die Mühe? Die Sendung läuft mittlerweile kurz vor dem ersten Hahnenschrei, wie soll sie frühmorgens eine angeregte Diskussion in der Familie auslösen? Auf dem traditionellen Sendeplatz um 18 Uhr ist für die Sesamstraße schon länger 'Durchfahrt verboten'. Trotz massiver Proteste blieb die ARD beinhart - Kinder haben in ihren 'normalen' Programmen anscheinend nichts mehr zu suchen (und werden dementsprechend immer weniger fündig). Stellt sich die bescheidene Frage: Wieso, weshalb, warum eigentlich? 10.11.2004 - RüM/Quelle: RP online
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