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Re: "Miami Vice": NBC beauftragt Vin Diesel mit Reboot
Ich bin der Auffassung, dass die Rezeptur Miami Vice heute sogar noch besser funktionieren könnte, wenn man sie konsequent umsetzt. Trotzdem bleibt es schwierig, damit eine neue eigenständige Serie zu schaffen.
Miami Vice war viel die Ästhetik, Farbensprache, die Szenerie Miamis, in der sich die visuellen Vorgaben der Serie perfekt einfügten. Hinzu kamen die für damalige Verhältnisse sehr rohen Geschichten von Drogenhandel, Prostitution und illegalen Geschäften, die man an jeder Straßenecke witterte, aber auch die Hauptfiguren, die oft genug eher fehlerbehaftet und kompliziert erschienen, weniger wie Poster-Helden. Das Ganze wurde dann gepaart mit neuester Musik und Videoclip-Ästhetik der Zeit. Das kann man meiner Meinung heute noch umsetzen, und es wurde bereits oft genug in Teilaspekten umgesetzt. Der Kinofilm als letzter Neuaufguss hatte das gar nicht so schlecht gemacht. Was dort aber fehlte, war der spielerisch leichte, heute etwas kitschig wirkende Aspekt der 80er - die Pastelltöne und die ganze "Bonbon"-Welt Miami, die damals schon künstlich wirkte, aber die Serie visuell dominierten. Wer sich mit der Serie näher beschäftigt, der wird auch merken, dass die Serie selbst sich vom "Look and Feel" von Staffel zu Staffel ordentlich veränderte. In den Köpfen geblieben ist aber die "Pastell-Phase", die man hinterher sogar kurzzeitig wieder aufgriff, als die Serie längst in der Zuschauergunst auf dem absteigenden Ast war. Vielleicht ist heute so viel Gras über die Serie gewachsen, dass man diese ganze Ästhetik auch wieder aufgreifen kann, ohne dies ironisch tun zu müssen. In jedem Fall muss man sich damit abfinden, dass die Serie selbst eine definierende Ästhetik für Miami geschaffen hatte, von der die Gegend heute noch zehrt. Da die Serie in den 80ern ein wichtiger Baustein war, der Fernsehserien bis heute prägt, wird man sich aber schon eine besonders gefällige Rezeptur einfallen müssen. Ob Vin Diesel dafür unbedingt ein Garant ist? Ich bezweifle das. Ein Teil des Charmes der Serie besteht darin, dass die Haupt- und Nebenfiguren keine muskelbepackten Actionhelden waren. Don Johnson und P.M. Thomas waren für mich immer eher die überdurchschnittlich attraktiven Männertypen, aber nicht der Typ Actionstar und Hüne, der in seinem körperlichen Erscheinungsbild wie direkt dem Olymp entstiegen schien. Das waren eher Typen, die man in ihrem Erscheinungsbild noch für recht geerdet hielt, die mit aufwändigen Haarschnitten und Designer-Drei-Tage-Bart in sündhaft teure Kleidung steckte. Thomas wirkte immer eleganter, während Johnson immer wirkte wie der Typ, der diese Klamotten trägt, wie jede andere Kleidung auch - betont lässig, eher spielerisch, egal wie teuer sie ist. Die heutige Zeit entspricht mehr dem, was mit Miami Vice damals Novum war, als man es denken mag. Die Herausforderung wäre deshalb eher, die Grundrezeptur so umzusetzen, dass sie dem Original mehr entspricht, als das Original sich selbst. Wer weiß, vielleicht ist Vin Diesel genau der Typ, der die Essenz der Serie erkannt hat? In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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